420.000 Handys in der Wundertüte

Ö3 jubelt, so viele Handys wurden noch nie zuvor abgegeben (von Anfang Dezember bis Ende Jänner). Für mich zeigt das zweierlei:

1.) Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller als Wegwerfgesellschaft dreht und das Handy ist hier an der Spitze. Wieso müssen wir die Dinger 1x im Jahr tauschen, weil sie dann scheinbar komplett unbrauchbar geworden sind?
Ich bin massiv dagegen und plädiere für Konsumgegenstände und vor allem Handys, die wieder länger halten – zumindest die Akkus sind nämlich nach einem Jahr tatsächlich am Ende.

2.) Umweltmäßig ist das zugleich gut (weil sie nicht einfach im Restmüll landen) und schlecht (weil sie nicht recylebar sind).

Letztlich fördert die Ö3 Aktion die Mode, Handys nach einem Jahr zu entsorgen. Leider ist ein neuer Akku teurer als ein neues Handy, vor allem wenn man es zwecks Vertragsverlängerung fast gratis bekommt.

Als Aktivist der Grünen Wirtschaft fordere ich ein Umdenken und politische Rahmenbedingungen für eine nachhaltigere Wirtschaft. Das Beispiel Handy zeigt, dass es in unserer derzeitigen Regierung (und wahrscheinlich auch unter den Regierten) keinerlei Bewusstsein dafür gibt. Schade, und: wie lange können wir das noch durchhalten?

10 Tage Optimismus – Tag 4: Die Sahel-Zone wird grüner

10 Tage Optimismus. In den Nachrichten nur Negatives und auch mein Blick ist schon zu sehr auf den Mangel gerichtet. Daher 10 Tage lang je ein Beispiel für was Positives auf dieser Welt.

Tag 4: Was bitte, wie bitte, wie kann das sein? Seit Jahrzehnten wird weltweit gejammert, dass die Sahara sich nach Süden ausdehnt und die Sahel-Zone immer trockener und unfruchtbarer wird, ein gar scheußlicher Ort auf dieser Welt, Gott sei Dank leben wir im schönen Europa!

Und jetzt soll die wieder grüner werden, jetzt, im Klimawandel, wo alles schlechter wird?
Nun, es ist tatsächlich der Fall und es ist kein Zufall, denn die Menschen haben der Dürre den Kampf angesagt und sich alter Methoden wieder erinnert, die schon seit fast hundert Jahren vergessen waren. Mittels Tröpfchenbewässerung erreichen sie, dass der Wald dort wieder wächst, in bescheidenen Ausmaßen, aber doch.

Etwas konkreter: Eine der Methoden heißt „pitcher irrigation“ (oder clay pot irrigation) und besteht aus einem nicht glasierten Tonkrug, der neben der Pflanze in den Boden eingegraben wird. Seine Bauform ist so clever, dass er von allein das wenige Regenwasser einfängt und dann langsam an die Pflanze abgibt. Das funktioniert ca. fünf Jahre lang.
Diese Methode wird übrigens in allen ariden (wasserarmen) Gebieten der Welt angewendet. Ton gibt es dort auch überall reichlich und umweltfreundlich (im Sinne von keinerlei Einsatz von Chemie, Erdöl, Plastik etc.) ist die Methode auch. Die Kosten pro Tonkrug belaufen sich auf 4,50 Dollar.

Eine weitere Methode ist überaus spannend: Mittels großen Baggern wird ein ca. zehn Meter großer Trichter ausgehoben. In der Regenzeit füllt sich dieser mit Wasser und wird quasi zu einem Bewässerungsteich. Dieses Wasser hält zwar nicht bis zur nächsten Regenzeit, aber so lange, dass die Resttrockenzeit problemlos überbrückt werden kann.
Überall wo diese Methode angewendet wird, gibt es keine Abwanderung der Bevölkerung mehr, sondern kontinuierliche Zunahme an Wohlstand, da Überschuss produziert werden kann.

Beides sind Methoden, wo ein wenig Starthilfe nicht schaden kann, die weitere Entwicklung jedoch ganz von alleine passiert.

10 Tage Optimismus – Tag 3: Neues Geld in Sicht!

10 Tage Optimismus. In den Nachrichten nur Negatives und auch mein Blick ist schon zu sehr auf den Mangel gerichtet. Daher 10 Tage lang je ein Beispiel für was Positives auf dieser Welt.

Tag 3: Wer derzeit in die Branche hineinhorcht kann erkennen, dass die Ratten das sinkende Schiff verlassen. Fondsmanager, Bankdirektoren, Versicherungsvorstände – sie alle flüchten bereits aus denjenigen Werten, die bei einer satten Inflation ganz plötzlich und unerwartet nix mehr wert sind.

Was aber machen sie? Und was können wir machen, die wir keine Insider und Millionäre sind? Glücklicherweise sind die Abfangmechanismen bereits eifrig an der Arbeit.
Letztlich geht es darum, bei einer entsprechenden Inflation (ich rechne mit insgesamt 30 %, aufgeteilt auf etwa 3 Stufen, alles innerhalb eines Jahres und beginnend irgendwann ab jetzt bis 2013) die Realwirtschaft aufzufangen, also nicht den Teil, bei dem es um Milliardenspekulationen und um teure Villen mit einem Dutzen Whirlpools geht, sondern um das, was wir für ein einigermaßen würdevolles Leben brauchen: Essen, Unterkunft, Heizung, Spritzwein beim Heurigen (als Bsp. für Sozialkontakte) und noch ein paar Kleinigkeiten.

Wer also fängt uns auf, wer fängt unsere Wirtschaft auf? Die ersten Beispiele, wie das funktionieren kann, sind etwa 80 Jahre alt und heißen z. B. „Wunder von Wörgl“. Das kennen Sie nicht? Macht nichts, das ist auch kein so sexy Medienthema wie „Austrians next Topmodel“, dafür wird das, was damals geschehen ist, in der nächsten Krise relevant (im Gegensatz zu Austrians next Topmodel). Und es gibt ja Wikipedia, da findet man so manches.

Konkret geht es darum, dass weltweit die ersten Komplementärwährungen für die Krise fit gemacht werden. „Komplementärwährung“ ist der Fachausdruck für ein Tauschäquivalent (Sie kennen es unter dem Namen „Geld“), das die Fiat-Währung (noch so ein Fachausdruck, so heißen alle von einer staatlichen Zentralautorität ausgegebenen Währungen, also das wäre der Euro, der Dollar, der Yen etc.) ergänzt, und zwar auf regionaler bzw. lokaler Ebene. Konkret handelt es sich dabei um eine Vielzahl verschiedener Systeme wie etwa Zeittauschsysteme oder Genussscheine mit Demurrage-Funktion (nein, das will ich jetzt nicht erklären).

Sehen wir uns kurz die „Karriere“ dieser Währungssyteme an:
bis 1984: ca. 25 weltweit
im Jahr 200: ca. 2500 weltweit
heute: ca. 5000 weltweit.

Sie alle dienen der Kompensation der Schwäche der derzeitigen Währungen, die die Realwirtschaft immer weniger abbilden und daher (ohne dass wir es groß spüren) schon massiv an Wert verlieren. Irgendwann muss dies dann entsprechend angepasst werden, damit es nicht zu einer galoppierenden Inflation kommt.
Wenn die Komplementärwährungen dann schon fit genug sind, sprich funktionieren und das Vertrauen derer besitzen, die mit ihnen handeln sollen, dann haben wir zwar noch eine fette Krise und vielleicht statt einem Flatscreen keinen Fernseher und statt einem schönen neuen Audi nur mehr eine Netzkarte, aber wir müssen nicht hungern oder frieren.

Die Beispiele sind derzeit durchaus ermutigend: der Sterntaler und der Chiemgauer in Deutschland sind bereits dabei sich vom Euro zu entkoppeln und auf die kommende Finanzkrise einzustellen – und das sind nur zwei von vielen. Die Technik der Währungseinführung ist durchdacht und einsatzbereit und wie schnell Menschen bereit sind, neue Währungen zu akzeptieren, sieht man immer dann, wenn sie es müssen, wie das etwa nach dem zweiten Weltkrieg war, wo man problemlos fast alles mit Zigaretten kaufen konnte. Besser funktioniert es, wenn man es vorher geübt hat – und genau so würde ich die derzeitigen Komplementärwährungen einstufen.

Was also tun?
Ich empfehle rechtzeitig die eigene Gier nach hohen Zinsen zurückzuschrauben und in Werte zu gehen, die inflationsfest sind: eigene Immobilien, Öko-Landwirtschaftsaktien (Bsp. Regionalwert-AG) etc.
Meiden würde ich alle diejenigen Finanzprodukte, die bei der letzten Krise schon in den Keller gerasselt sind, auch wenn sie derzeit einen Höhenflug erleben, und dabei keinen lauwarmen Furz auf Ratings geben (Lehman hatte auch ein Triple-A-Rating. Noch Fragen?).

Und ja, das zarte Pflänzchen des Optimismus ist auch punkto Finanzwirtschaft angesagt. Es gibt bereits genügend gute Ansätze und genügend gescheite Leute, die an brauchbaren Alternativen arbeiten.

Wer sich genauer informieren will: Bernard A. Lietaer: Das Geld der Zukunft; Riemann Verlag

10 Tage Optimismus: Tag 2 – Community Supporting Agriculture

10 Tage Optimismus. In den Nachrichten nur Negatives und auch mein Blick ist schon zu sehr auf den Mangel gerichtet. Daher 10 Tage lang je ein Beispiel für was Positives auf dieser Welt.

Tag 2: Von einer durchschnittlichen Erdäpfelernte werden ca. 50 % nicht verwendet: Sie sind zu klein, zu groß, haben Dellen oder sonst einen Makel, der angeblich die KonsumentInnen vom Kauf abhält. „Wer das nicht weiß, glaubt, dass wir unsere Felder noch gar nicht abgeerntet haben“ meint der Landwirt Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf (Deutschland). Er ist noch ein Landwirt vom alten Schlag und froh, wenn Menschen kommen und die übrig gebliebenen Erdäpfel aufsammeln. Gute Lebensmittel wegzuwerfen missfällt ihm: „Einem alten Bauern tut das weh, denn das ist nicht nur Geld. Das ist auch nicht richtig.“

Der Handel jedoch kauft nicht nach Essbarkeit, sondern nach Optik. Aufgrund logistischer Fragen soll die Ware normiert sein, d. h. jedes Stück muss dem anderen gleichen, sonst kauft es der Handel den Bauern nicht ab. Das geht so weit, dass Paradeiser mit einem Farbscanner gemessen werden – ein bisschen zu dunkel oder zu hell das Rot – weg damit!

Hier zeigt sich eine Perversion in Reinkultur, die der Handel so perfektioniert hat, dass der Konsument gar keine Wahl mehr hat. Der Handel jedoch hat eine perfekte Ausrede – die Kunden würden Ware jenseits der Norm nicht kaufen. Wie krank ist das eigentlich? Welche tiefe Verachtung vor der Natur und vor den Lebensmitteln steckt in den Hirnen der Manager dieser Konzerne? Es ist höchst an der Zeit hier entsprechenden Widerstand aufzubauen und die seltsamen Praktiken öffentlich zu machen.

In den USA – wie wir spätestens seit Obama wissen, jederzeit für eine Überraschung gut – gibt es diesen Widerstand bereits. Die Menschen haben sich dort zu (insgesamt über 2.500) Kommunen zusammengeschlossen und stellen Farmer an, die für sie Gemüse und Obst anbauen. Damit schalten sie den Handel zur Gänze aus: „CSA“ nennen sich diese Initiativen, was für „Community Supporting Agriculture“ steht. Sie ersparen sich damit teure und nicht gerade umweltfreundliche Logistik, Lagerung und noch viele andere Dinge. Die Teilnehmer an diesen Communities zahlen im Schnitt 50 US-Cent pro Tag und bekommen dafür so viel Gemüse wie sie essen können. Der maximale Transportradius beträgt 300 km und das System hat einen interessanten Nebeneffekt: Die Menschen essen mehr Gemüse und sind insgesamt gesünder.

10 Tage Optimismus – Tag 1: Twitter und Facebook

10 Tage Optimismus. In den Nachrichten nur Negatives und auch mein Blick ist schon zu sehr auf den Mangel gerichtet. Daher 10 Tage lang je ein Beispiel für was Positives auf dieser Welt.

Tag 1: Es wird viel über die Oberflächlichkeit und Beschränktheit der neuen Medienformen wie Twitter und Facebook gesprochen und geschrieben. Dabei wird leicht übersehen, dass diese „Social Networks“ auch sehr positiv verwendet werden können.

Twitter etwa wurde verwendet, um quasi in Sofortzeit wichtige kurze Informationen zu verbreiten. Durch die Technik von Twitter, das (angeblich) ohnehin von der Grundidee genau für solche Fälle entwickelt wurde, können Infos einerseits gezielt und andererseits breit gestreut verteilt werden.
Ein Beispiel dafür ist die Flut in Brisbane, Australien. Viele Menschen haben sich nicht rechtzeitig darauf vorbereitet (über die Gründe habe ich mit Freunden schon diskutiert, ohne die Wahrheit zu finden) und so gerieten sie in Bedrängnis: wo steigt das Wasser? Wo gibt es noch Straßen, die offen sind? Wann kommt Hilfe genau in meine Gegend?
Antworten auf diese und andere Fragen konnten über Twitter schnell verbreitet werden. Hier gilt der alte Spruch: wer schnell hilft, hilft doppelt – und das gilt auch für die Information. Es geht hier gar nicht darum, wie viel und wie ausführlich ich die Info bekomme, es geht tatsächlich um die Zeit. Wenn ich unter Stress gerate oder gar an der Grenze zur Panik bin und dann, genau dann kommt die ersehnte Nachricht, dann habe ich wertvolle Zeit gewonnen, weil sich der Stress (ob grundlos oder nicht ist dem Stress egal) nicht mehr weiter aufbaut. „Jemand denkt an mich“ ist der erste und wichtigste Gedanke, auch wenn man gar nicht persönlich angesprochen ist, das ist in dieser Situation gar nicht notwendig, es reicht das Gefühl, dass man an einer Art virtuellem Rettungsseil hängt. Mit jeder kurzen Nachricht auf das Handy erhält man die Bestätigung, dass das Seil noch hält und am anderen Ende jemand da ist, für mich da ist.
Das ist vor allem deswegen besonders hilfreich, weil es gleich eine große Menge Menschen betrifft, quasi die Masse. Es macht dabei einen großen Unterschied, ob ich es über das Fernsehen erfahre, oder eine Nachricht auf das Handy bekomme. Letzteres simuliert etwas Persönliches. Über Fernsehen und Radio wären spezifische Meldungen und Informationen für kleine Gebiete nicht sinnvoll verbreitbar, aber durch die Technik von Twitter geht das.

Auch Facebook darf hier positiv erwähnt werden. Hier ist quasi die nächst höhere Informations- und Kommunikationsstufe in Verwendung. Menschen aus dem Flutgebiet konnten Bilder einstellen, die sie mit dem Handy aufgenommen hatten und so ihre Verwandtschaft schnell und gut über ihr Wohlergehen informieren. Sie konnten aber auch Unterstützungsaufrufe losschicken und diese durchaus gezielt (weil im eigenen Facebook-Freundeskreis) verbreiten. Auch Hilfskoordinationen wurden über Facebook initiiert, gestartet und durchgeführt. Das Medium hat sich als brauchbar erwiesen.