Wie investiere ich sicher?

(Artikel am 18. September 2008 08:40 unter „Sicherheit als Kopf-Bauch-Gemisch“ in be24 erschienen)

…am Beispiel von zehn kleinen Negerlein.

1. Ich kaufe mir Optionen/Futures auf – sagen wir mal – Reis und nachdem ich den Markt beobachtet habe, bin ich mir sicher, dass das eine gute, sichere Anlage für mein Geld ist.

2. Ups, der Reis hatte eine unerwartet gute Ernte und mein Geld ist fort. Macht nichts, ich spare und kaufe mir Aktien eines tollen Unternehmens: gute Performance, fleißige Mitarbeiter, frohe Analysten.

3. Leider legt das Unternehmen einen Crash hin, unerwarteterweise, und der Großteil meines Geldes ist weg, die Aktien sind über Nacht nichts mehr wert.

4. Um sicher zu gehen, lege ich mein sauer verdientes Geld in Fonds an. Endlich bin ich sicher, die breite Streuung und das gute Management gewährleisten das.

5. Mist, der Fonds wurde in eine Krise hineingezogen und rundum lange Gesichter verraten mir: mein Geld ist weg. Nun lege ich in Immobilien an, die sind nicht plötzlich weg, Erdbeben sind selten.

6. Oje, meine Immobilienfonds sind in den Keller gerutscht, in USA hat man sich aus Gier und Dummheit mitreissen lassen, alles weg. Ich feuere meinen Anlageberater (soviel ist sicher) und trage mein Geld zur Hälfte zu einer Versicherung und zur anderen Hälfte lege ich es in Gold an.

7. Der Goldpreis ist gesunken und meine Versicherung hat sich auch verspekuliert (mit sicheren Immobilien), ich bekomme nur mehr sehr wenig für mein Geld zurück. Also pfeife ich auf alles und lege mir ein Sparbuch zu, mit garantierten Zinsen.

8. Die Bank hat einen Fritzelacke hingelegt und ist pleite. Die staatliche Absicherung greift leider nicht so wie vorgesehen, ein fetter Verlust, den ich nun „realisieren“ muss (im Kopf vor allem). Den Rest meines Geldes hebe ich ab und lege es zuhause in einen dicken Tresor.

9. Ein paar Herren aus Irgendwo sind in meine Wohnung eingebrochen und haben den Tresor geknackt. Ich bin „neger“ (pleite auf wienerisch). Gott sei Dank habe ich noch eine eiserne Reserve unterm Kopfpolster.

10. Der Staat hat Mist gebaut und die Währung wurde zur galoppierenden Inflation. Jetzt habe ich noch wertloses Papier.

Fazit: Nur wer kein Geld hat, kann auch keines verlieren. Nichts ist sicher, außer mein Kopf und mein Bauch vermitteln mir das Gefühl der Sicherheit.
Damit die Kunden nicht zu „Negeranten“ werden und nicht das Spiel der zehn kleinen Negerlein (politisch korrekt: Schwarzafrikaner) spielen müssen, sollten sich die Anlageberater um die Sicherheit in Kopf und Bauch bemühen. Um die der Kunden und um ihre eigene.
ich werde weiter sparen.

Swiss – wegen Reichtum geschlossen

Ein Erlebnisbericht über den Flug mit der Lufthansa-Tochter

Tatort: Nairobi, Jomo Kenyatta International Airport, 21 Uhr 50, am Checkin-Schalter der Swiss.
Unser Taxifahrer fuhr mit Schaum vor dem Mund und wir waren 2,5 Stunden vor Abflug am Schalter. Dort empfing uns eine nette Dame mit den Worten „Let me see if you are lucky, because we are overbooked with 17 passengers.“ Dabei war deutlich Stolz in ihren Worten, eher weniger Bedauern. So als ob das unser Fehler wäre und die Swiss nichts dafür könne (wo käme man denn hin, wenn alle Passagiere, die gebucht und bezahlt haben, auch tatsächlich erscheinen und mitfliegen wollen!!).
Dann versuchte sie uns noch in die proppenvolle Maschine reinzuquetschen, Gott sei Dank mit Erfolg, ich bekam Sitz 18G und mein Reisebegleiter 31C.
Gesetzt den Fall, wir wären 2 Stunden vorher erschienen (wie von der Swiss gefordert) und hätten nicht mehr mitfliegen können (auch ein Upgrade in die Business wäre nicht gegangen, die war auch voll), so wären die Auswirkungen für mich gravierend gewesen: Nur wenige Stunden später musste ich von Wien nach Frankfurt zu einem Seminar – nicht erscheinen heißt da: kein Geld, also der Totalverlust von ein paar tausend Euro.
Außerdem hätten wir einen Flug mit einer anderen Linie buchen und 1-2 Tage länger in Nairobi sitzen müssen (die Swiss fliegt nicht so oft).
Die für mich mehr als offensichtliche Botschaft der Swiss: Bitte, bitte fliegt nicht mehr mit Swiss, nehmt bitte eine andere Fluglinie, wir haben wegen Reichtum geschlossen!!
Swiss – ist das nicht die ehem. Swissair, die pleite gegangen ist? Vielleicht, weil sie gegenüber den Kunden ähnlich dumm und arrogant gehandelt hat wie jetzt wieder? Lernen die überhaupt nicht dazu? Aber vielleicht war das ja nur ein Einzelereignis!
Nach gut 15-jähriger Treue fliege ich ab heute nicht mehr mit Swiss, mein Geld bekommen Fluglinien, die es zu schätzen wissen. Und übrigens wesentlich billiger sind.
Mit der Swiss zu fliegen kann bedeuten nicht zu fliegen, und das ist mir zu teuer.

Deutschland hat den Superstar!!

Endlich ist es geschafft, und das alles ganz ohne vorheriges, langwieriges Casting und ohne Investitionen!! Tim der Amokläufer – jung, fesch, ein Medienstar mit schwerer Bewaffnung (zeitgemäß passend zu den aktuellen Spielen für die Jugend – Baller, Baller statt Lego), geht mutig in den Tod – ganz Deutschland – nein, ganz Europa, fast die ganze Welt ist begeistert und schaut stundenlang fern und liest wie verrückt die Bild und andere Qualitätsblätter.
Überall Filme und Fotos vom neuen Superstar.
Die Requisiten: Blut, aufgeplatzte und zerschossene Körper – alles wie in den äußerst beliebten Videospielen und den 1000en amerikanischen (und anderen) Filmen.
Dazu noch die ideale Mediennahrung: trauernde, heulende Angehörige, Blumenmeer, eine geschlossene Schule (geil, das wollten wir auch immer in unserer Schulzeit), viele tolle große Medienautos mit vielen, vielen Sat-Schüsseln am Dach, verwegene Reporter mit Dreitagesbart, allzeit bereit mit der Kamera auf alles zu schießen, was sich bewegt und für ein Interview bereit ist.
Gewürzt wird das durch eine Kleinstadt, die sich gegen den Medienrummel weder wehren kann noch wehren will – endlich können alle (okay, fast alle) ins Fernsehen, da kann man schon ein paar tote Angehörige in Kauf nehmen.

Schau, da liegt einer! Schau, da pickt einer! Wo sind die Leichen? – fragen die Journalisten, und: Können wir die Toten in Großaufnahme haben (eigentlich fragen sie nicht mehr, sie filmen und fotografieren einfach). Keine Wut der Angehörigen, alle posieren für die Kameras, bitte noch ein wenig mehr Trauer hier links und könnten Sie sich über ihren toten Sohn beugen, bitte besser von hier, wegen dem Licht…

Mir kommt das Kotzen!! (deutsch formuliert)

Ersatzprodukte für ein Ersatzleben

Im heutigen Prospekt des Lebensmitteldiskonters Penny finde ich folgende Produktwerbung:

Cockta.jpg

Bild: Cockta

Ein Schelm, wer glaubt, dass hier Coca Cola imitiert wird! Ganz abgesehen davon, dass „cock“ im Englischen „Schwanz“ (im Sinne von Penis – Übersetzung vom Deutschen ins Deutsche) heißt, was kaufen die Menschen, wenn sie das kaufen? Coca Cola nicht, denn sonst würden sie ja das Originalprodukt kaufen. Sie wollen ein Markenprodukt haben, dafür aber nicht zahlen, daher kaufen sie eines, das die Marke imitiert, ein Ersatzprodukt. Die Botschaft, die sie damit vor sich hertragen, heißt: „Ich kann mir leider kein Original leisten, daher kaufe ich den Ersatz“. Berühmte Beispiele sind die „Beamtenforelle“ (Knackwurst) oder der Sekt, den man kauft, weil Champagner zu teuer ist. In den letzen Jahren wurde auch Sekt teuer, daher erfreut sich Ersatzsekt steigender Beliebtheit (Prosecco, Frizzante und wie sie alle heißen), der Ersatz für den Ersatz sozusagen.
Die Menschen schämen sich für die vor ihnen hergetragene Botschaft – das ist der Grund, warum man nicht so gern zugibt, dass man beim Diskonter kauft und immer brav darauf achtet, dass man beim Betreten nicht gesehen wird. Drinnen Bekannte zu treffen stört nicht, denn man erwischt sich ja sozusagen gegenseitig, leicht verschämtes Grinsen beiderseits bestätigt das.
Möbel aus Pressspanplatten mit Plastikfurnier, wo im Prospekt verschämt „Holzimitat“ geschrieben wird, der Honda CRX statt dem Porsche – allerorts werden Menschen „erzeugt“, die sich im Innersten für ihr Ersatzleben schämen, das sie nach außen durch Ersatzprodukte verkörpern (müssen).
Müssen sie wirklich?
Ist der Trend hin zum Echten eine Utopie?

Falcos Nachtflug im U4

Beginn 20 Uhr, um 21 Uhr war ich dort, um 23:40 wieder weg.
Ein, zwei alte Bekannte getroffen, zwei Bierchen getrunken, beobachtet, wie grau Connys Haare inzwischen sind – sonst war nicht viel.
Nach über 10 Jahren mein erster Besuch im U4, leider eine kleine Enttäuschung. Gut: Sie spielten den ganzen Abend lang Falco. Weniger gut: Schon um 23 Uhr war der Clubraum leer bis auf ein paar gelangweilte Kellner, die versprochene Falco-Tribute-Band fing erst um 23:30 an und der Sänger klingt nach allem möglichem, nur nicht nach Falco. Schwach, leider.
Schlecht: proppenvoll der VIP-Bereich, nachdem Conny relativ generös die VIP-Bandeln ausgeteilt hatte, nähere Details dazu siehe mein Buch „Ich bin doch nicht frei – willkommen im blöden Markt“, Kapitel: „Zu ebener Erde und im ersten Stock“ – durch 2-3 Stufen ist auch im U4 der VIP-Bereich getrennt, außerhalb war eher wenig los.
Somit ist das für die Betreiber dieses Abends auch eher ein Flop, zumindest finanziell.
Alle zwei Minuten wurde man aufgefordert, in die Kamera zu lächeln, irgendeine verkrampft grinsende Studentin drückte einem ein Kärtchen in die Hand, wo man am nächsten Tag seine Bilder betrachten kann und hoffentlich um teures Geld auch kauft. Sehr inflationär, die Fotografen, ebenso die Kamerateams von Puls und ATV, die abwechselnd und vergeblich nach irgendwelchen Promis suchten, nicht einmal die unterste Promi-Schicht war da, maximal die üblichen Party-People wie Klausi Biedermann und Janina Lebiszcak, zu finden überall und immer. So wurde dann jeder Geck und jeder Typ gefilmt, der irgendwie ein klein wenig anders aussah als alle anderen, und irgendwie wird man das dann zusammenschneiden und einen eher mauen Bericht daraus machen.

Das U4 hat sich leider überlebt – gut, wieder einmal dort gewesen zu sein, gut, nicht mehr hingehen zu müssen. Conny dürfte in einer Zeitschleife stecken, und täglich grüßt das Murmeltier. Bewundernswert, aber irgendwie traurig.
Im U4 ham die Goldfisch ausgegeigt.
Und jetzt geh ich schlafen.