Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 16 bis 18

Tag 16: Jinja – Nairobi

Der letzte Tag auf Safari bricht schon um 06.00 Uhr an, da die Rotel-Globetrotter geräuschvoll ihren LKW starten und abhauen. Wir schaffen es nach einem schnellen Frühstück um 07.40 die Reise zu beginnen und kommen sehr gut voran. Der Grenzübertritt in Busia ist so einfach wie noch nie, nach 15 Minuten sind wir draußen. Dann finden wir auch noch die Verbindungsstraße hinauf zur großen A 104 und sie ist in sehr gutem Zustand: asphaltiert und wenig Verkehr. Die neue Route dürfte sich lohnen, wir fahren hinauf in die Berge Richtung Eldoret, um dann direkt hinunter nach Nakuru zu fahren. So hoffen wir uns die schlechten Straßen um Kericho und Kisumu zu ersparen.

Leider bauen sie auch die A 104 neu und wir haben viele Kilometer vor Eldoret mit Matatus, LKWs und viel Staub zu kämpfen. Eldoret selbst ist eine Stadt, durch die man am besten schnell hindurch fährt.
Danach geht es bergauf – bergab über die extrem ausgefahrene Straße, glücklicherweise mit nicht zu viel Verkehr. Wir überqueren die Reste der Uganda-Bahn, die leider schon vor vielen Jahren aufgegeben wurde. Jetzt dürften sie versuchen sie zu reaktivieren und bauen da und dort an den Brücken. Einst war sie die Verkehrsader von Dar es Salaam nach Kampala und noch weiter in den Westen.

Obwohl wir auch an diesem Tag fast keine Pausen machen, sind wir erst gegen 18 Uhr in Nairobi – wieder mehr als 10 Stunden Autofahrt. Am Abend gönnen wir uns ein Essen in einem guten Restaurant und einen Gin Tonic in einer Bar in Westlands. Oder zwei.

Tag 17: Nairobi

Der nächste Tag ist unser Reservetag, den wir herrlich verbummeln können: Wäsche waschen, Equipment in Ordnung bringen, Auto auftanken – alles ohne Stress und bei strahlendem Sonnenschein.
Wir beschließen in das Nairobi-National Museum zu fahren, da ich das trotz 28 Jahren Nairobi noch nie besucht habe. Der Eintritt ist recht gesalzen und das Museum selbst, sagen wir mal, mittelmäßig interessant. Es gibt jede Menge ausgestopfte Tiere und eine eigene Ausstellung über die Geschichte des Landes. Der spannendste Teil ist die menschliche Frühgeschichte. Hier sind die verschiedenen Vorfahren des Menschen zu besichtigen, oder eigentlich ihre Schädel.
Fazit: Been there, seen it.

Am Abend besuchen wir ein weiteres Restaurant und merken: Für unseren Hunger reicht ein Steak leider nicht aus. Daher muss wieder der Gin Tonic in Westlands herhalten.

Tag 18: Nairobi – Wien

Shopping ist angesagt: Thomy braucht Souvenirs für die Kinder und ich besorge Malaria-Medizin für das Ugandische Konsulat in Wien.
Unsere Nachbarin Paula kocht an diesem Abend „Spaghetti Tiroler Art“ und wir treffen Zoe, die neue Mieterin in unserem Haus sowie meinen Vater und eine Bekannte. Er kam an diesem Tag auch von Safari zurück und es gibt einiges zu erzählen.
Bei einem guten Glas Wein beenden wir diesen schönen Urlaub in Kenia und Uganda. Um 21 Uhr kommt das Taxi und bringt uns auf den Flughafen, wo wir wieder einmal sehr lange auf den Abflug warten müssen – es empfiehlt sich nämlich, statt der erforderlichen zwei Stunden schon drei Stunden vorher einzuchecken. Das macht immer wieder mal den Unterschied zwischen Mitfliegen und Dableiben, da die SWISS so wie jede andere Fluglinie entsprechend überbucht.

Alles geht glatt und auch unser Anschlussflug in Zürich kommt pünktlich weg. Wien hat uns wieder. Und schön war´s, am Ende der Welt.

Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 15

Tag 15: Kalinzu-Forest und Rückfahrt bis Jinja

Wieder ein Tag, an dem wir im Morgengrauen aufstehen und alles zusammenpacken. Die Fahrt Richtung Süden dauert nur 35 Minuten und führt über einen Pass. Wieder einmal fällt auf, wie viele Kinder es in Uganda gibt. Die gehen nämlich zur gleichen Zeit in die Schule wie unsere Kinder, nämlich um 07.30. Die Betonung liegt auf „gehen“, denn sie werden nicht im SUV bis vor die Schule geführt. Interessanterweise geht es auch ohne Auto, was vielen ÖsterreicherInnen inzwischen völlig undenkbar ist: Viel zu gefährlich wäre das und überhaupt unmöglich, daran darf man nicht einmal denken!

Dort gehen die Kinder in die Schule und auch wieder nach Hause. Und zwar eine riesige Menge, schön bunt in ihren Schuluniformen.

Im Kalinzu-Forest gibt es Schimpansen. So viel steht fest. Ob man diese auch zu Gesicht bekommt, steht nicht fest. Laut der Firma, die dort Schimpansen-Tracking anbietet, ist die Wahrscheinlichkeit bei 80%, dass man welche sieht.

Thomy und ich haben den Verdacht, dass die meisten Touristen, die brav ihre 50 Dollar pro Person hinlegen, zu den 20 % gehören, die keine Schimpansen sehen. Wir trafen an diesem Tag nur eine Japanerin im Wald, die ebenfalls keine Schimpansen gesehen hat. Und auch keine gehört. So wie wir.

Aber der Reihe nach: Der Empfang war nett, alles wirkt ein wenig improvisiert. Es gibt auch nur ein ganz kurzes Briefing von Rachel, unserer jungen Führerin. Sie sagt ihren Standardspruch auf und dann geht es auch schon los. Die Tracker, die angeblich schon am Vorabend herausfinden, wo die Schimpansen sind und uns daher direkt hinführen können, gehen gemeinsam mit uns los, was uns ein wenig stutzig macht. Im Gegensatz zum Kibale-Park gibt es keine ausführliche Einführung, keine Verhaltensregeln, nichts.

Der Wald selbst ist sensationell, noch wesentlich schöner als der Kibale-Park. Urwaldriesen, Hügel, Bäche, traumhaft! Auch die Pfade sind gut angelegt und wir rennen wieder einmal durch den Wald. Auf die Frage, ob die Tracker schon irgendwas gesichtet hätten, greift Rachel zum Handy und macht einen Anruf. Auch das ist ganz anders als in Kibale. Es wirkt nicht so, als hätte sie auch nur die geringste Ahnung, wo hier Schimpansen sein könnten. Wie wir später erfahren, wurden die Schimpansen dieses Waldes von einem japanischen Forscherteam untersucht. Ob sie aber habituiert sind, ist eine andere Frage. Wenn das nämlich nicht der Fall ist, kann man ewig suchen und wird keine finden.
Auch der ständige, etwas hilflos wirkende Blick in die Bäume wirkt nicht sehr kompetent und vertrauenswürdig. Uns beschleicht nach ca. einer Stunde der Verdacht, dass wir heute keine Schimpansen sehen werden. Immerhin wurde uns versprochen, dass wir spätestens nach vier Stunden wieder am Ausgangspunkt zurück wären.

Nach drei Stunden wird klar, dass das heute nichts mehr wird. Rachel wirkt so, als ob sie sich das einerseits nicht zu sagen traut, andererseits wirkt sie ein wenig teilnahmslos – ich habe den Verdacht, dass das meistens so ist. Thomy hofft bis zur letzten Minute und würde lieber noch ein paar Stunden hier bleiben – vielleicht geschieht ja ein Wunder. Ich habe mehr die noch bevorstehende sehr lange Fahrt im Kopf und dränge darauf zurück zu gehen.

Unser Fazit: Ein toller Waldspaziergang um 50 Dollar. Schimpansen würde ich eher woanders suchen.

Dann geht es wieder auf große Fahrt. Obwohl wir nicht schlecht vorankommen und nur wenige Pausen machen (eigentlich gar keine), verrinnt die Zeit und es beginnt schon zu dämmern, als wir uns Kampala nähern. Der Verkehr am Northern Bypass ist jedoch nicht schlimm und wir hoffen, doch noch bis Jinja zu kommen. Dann könnten wir es am nächsten Tag bis Nairobi schaffen.
Als wir auf die Hauptstraße Richtung Jinja kommen, ist es mit dieser Hoffnung vorerst vorbei. Wir stehen in einem Freitag-Abend-Stau der Sonderklasse. Überall fahren links und rechts Matatus vorbei, drängen sich hinein und trotz unserer martialischen Stoßstangen am Toyota fahre ich eher defensiv – jetzt ein Unfall wäre äußerst unpraktisch.

Irgendwann nach einer Ewigkeit bemerken wir die Ursache des Staus: Unsere Straße trifft mit der aus dem Süden zusammen – und diese Kreuzung ist gänzlich unorganisiert. Immerhin geht es danach halbwegs gut weiter, aber es ist inzwischen stockfinster und der Verkehr ist dicht.

Wir schaffen es bis ca. 21.30 Uhr nach Jinja und ich bin sehr müde und gereizt. Wir finden auch noch das Adrift Nile Camp, das von einer Australierin verwaltet wird. Sie kassiert 5 Dollar pro Person und zeigt uns einen Platz für den Toyota. Es gibt Duschen und eine Bar, jedoch nichts mehr zu essen. Das stört uns nicht, Thomy übernimmt die Zubereitung des Abendessens und wir verputzen die letzten Reste vom Speck. Danach gönnen wir uns noch ein Bier an der Bar, die von einer Horde junger AbenteurerInnen bevölkert wird, die mit einer Art Rotel-Mobil unterwegs sind.

Der Blick auf den Nil ist großartig und die von dort organisierten Rafting-Touren sind wahrscheinlich auch ganz toll. Wir fallen todmüde auf unsere Matratzen, nachdem ich mir noch eine Dusche im Dunklen gegönnt habe. Auf das Licht in der Dusche haben sie vergessen, wahrscheinlich duschen die meisten Leute am Tag, wo es nicht auffällt. Und wieder einmal: keine Haken.

Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 14

Tag 14 – Queen Elizabeth National Park – Ishasha

Regen in der Früh, die Abfahrt zur angenehmen Uhrzeit 0800. Schon wenige Minuten nach der Abzweigung verändert sich die Landschaft total – der Bereich des QENP nördlich das Kanals ist gänzlich anders als der im Süden: fast keine Wolfsmilchbäume, grüner, mehr Akazien, ein bisschen wie in Kenia.

Wir fahren über eine gute Schotterstraße, die zugleich auch eine Hauptroute in den Kongo ist. Die Brücken (fünf an der Zahl) werden gerade erneuert und an einer Stelle sehen wir einen Rest alten Asphalts. Zu Zeiten Idi Amins war der Handel wesentlich ausgeprägter und die gesamte Straße war asphaltiert. Vincente meint, wenn die politische Lage wieder besser wird, dann wird man die Straße wieder asphaltieren.

Mehr als 40 km/h sind nicht drin und so erreichen wir nach ca. zwei Stunden Ishasha. Der erste Anblick ist ernüchternd: der Großteil ist abgebrannt. Niemand kann genau sagen, ob da Brandstiftung war oder „nur“ eine achtsam weggeworfene Zigarette.
Nun ist das mit dem Abbrennen der Savanne so eine Sache. Es gibt Befürworter, die darin eine Erneuerung sehen: Frisches Gras kann wachsen, die Asche düngt und insgesamt hat es Vorteile. Die Gegner meinen: es sterben unzählige Kleintiere und auch die Großtiere müssen flüchten.

Ich kann nicht sagen, was wirklich gut ist, aber das, was wir gesehen haben, ist nicht gut. Es mag schon sein, dass ein Steppenbrand da und dort auf natürliche Weise vorkommt, aber das, was derzeit in Uganda abgebrannt wird, ist nicht normal und auch nicht mehr gut.

Und für uns bedeutete es, dass wir fast keine Tiere sahen. Ein paar Elefanten, viele Impalas und einige Wasserböcke, das war es auch schon. Wir umkreisten jeden einzelnen der legendären Feigenbäume, auf denen gerne die Löwen liegen. Wir sahen am Gesicht von Vincent recht deutlich und schon ganz zu Beginn, dass es mit Löwen heute wohl nichts werden würde. Er führte uns brav durch den gesamten Park, den man übrigens in einem halben Tag schon recht gut abgeklappert hat. Wer die Fülle der Nationalparks in Kenia kennt, wird hier ziemlich enttäuscht sein.

Nur zwei Minuten von einer Ranger-Station entfernt machten wir Mittagspause und bekamen ein vorbestelltes Essen. Gleich daneben verläuft ein Fluss, der die Grenze zum Kongo darstellt. Auf der anderen Seite geht der Park in den Virunga-Nationalpark über, der für Touristen nicht oder sehr eingeschränkt zugänglich ist. Auch hier wird man sehen, was die politische Lage der nächsten Jahre bringt.

Direkt am Fluss befindet sich ein wirklich wunderschöner Campingplatz, der 5 Euro pro Nacht kostet. Unter großen Bäumen mit viel Wiese und den üblichen WC- und Duschanlagen. In der Hochsaison wahrscheinlich nicht zu empfehlen, jetzt war er komplett leer.

Ich fand dort eine interessante Schote, die von einem Baum runtergefallen war: groß, flach, sehr hart und mit einem braunen, samtigen Überzug, wie ein Fell. Ich musste sie natürlich mitnehmen und beschloss, mich in Wien schlau zu machen, was denn das wohl sein könnte.
Ein kleiner Vorgriff: Eine Woche später sitze ich in Wien auf meiner Couch und lese gerade, als ich einen lauten Knall höre. Es klang als würde man ein aufgeblasenes Papiersackerl zerplatzen. Zugleich sah ich ein paar Dinge durch mein Wohnzimmer fliegen.
Die Schote war explodiert und hatte sich – ehemals komplett flach – total verformt. Die beiden Hälften waren auseinander gesprungen und hatten sich wie ein Korkenzieher eingerollt. Die herumfliegenden Gegenstände waren die Samen, zwei fand ich, eine ist bis jetzt verschollen.

Ich bin froh, dass mir die Schote nicht im Flugzeug im Handgepäck explodiert ist. Das hätte zu spannenden Szenen führen können. Nun weiß ich, wie der dazu gehörige Baum seine Samen verbreitet. Ich habe noch nicht herausfinden können, um was für einen Baum es sich handelt, aber das wird noch.

Ein wenig enttäuscht fuhren wir zurück und überredeten Vincent noch zu einer Runde über die nördlichen Krater. Es war späterer Nachmittag, es war heiß und der Weg über die Krater ist steinig. Vincent war nicht sehr glücklich, dass er den Toyota Lite-Ace seines Bruders dort hinauf jagen musste, aber es hat sich für uns ausgezahlt. Das ist eine urige und wunderschöne Landschaft, nur sehr schwer zu beschreiben. Einer der Orte, an die ich mich immer gerne zurück erinnern werde. Eine sanfte, ruhige Landschaft mit Wiesen, die sich im Wind bewegen, die grünen Hügel Afrikas. Entstanden durch Eruptionskrater, die auch noch gut erhalten sind, einige davon haben in der Mitte einen See, andere sind mit Wald gefüllt. Die Landschaft erscheint abgehoben, menschen- und tierleer, aber irgendwie mystisch-beruhigend.

Zum Abschied schenkten wir Vincent unseren kaputten Kühlschrank und gönnten uns an der Bar ein kühles Bierchen. Wir beschlossen, am nächsten Vormittag noch einmal Schimpansen-Tracking zu machen und dann zu versuchen, bis Jinja zu kommen. Der Lohn könnte ein zusätzlicher Sicherheitstag sein, den wir ohne Stress in Nairobi verbringen könnten. So ging ein langer Tag zu Ende.

Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 13

Tag 13 – Queen Elizabeth National Park

Schon um 7 Uhr ging es los, Vincent war pünktlich und wir starteten in den kühlen Morgen. Zuerst war der Nordteil östlich der Hauptstraße dran. Und wen treffen wir beim Parkeingang? Unsere Freunde die Italiener! Sie hatten unsere Anregung umgesetzt und da sie einen Tag früher vom Ruwenzori runter gekommen waren, hatten sie einen Tag für Safari.

Dann ging es los: Telefonieren, SMS – die Fahrer der verschiedenen Touristenbusse und -Landrover sprechen sich ab und suchen verschiedene Routen ab. Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir sahen nicht allzu viel. Elefanten gibt es genug, Nilpferde auch, dazu noch Impala-Gazellen, alle miteinander nicht sehr scheu und gut zu filmen. Der Park ist sehr flach, klassische Grassavanne mit einzelnen Bäumen und Buschgruppen. Vor allem die Wolfsmilchbäume sind extrem häufig und kennzeichnen stark diesen Teil des Parks.

Einmal wurde ein Löwe gesichtet, war aber schon weg, als wir angebraust kamen. Der Park hat eine überschaubare Größe und sehr schöne, gepflegte Tracks, für die man nur in der Regenzeit 4WD braucht.
Leider gibt es viele der klassischen Savannentiere hier nicht: Keine Geparde, Giraffen, Rhinos, Strauße, Zebras oder Gnus. Löwen gibt es, weil wir sie in der Nacht deutlich hörten, Hyänen auch – beide bekamen wir jedoch nie zu Gesicht.

Dafür gibt es das „Giant Forest Hog“, eine Art überdimensionales Warzenschwein, schwarz und mächtig, dem möchte ich nicht außerhalb des Autos begegnen.

Mit Herumkurven verging der Vormittag und Vincent unterhielt uns mit interessanten Infos über den Park. Wir besuchten ein Fischerdorf am Lake George und sahen zu, wie kleine Buben die dort im Wasser dösenden Nilpferde mit Steinen bewarfen, was diese jedoch überhaupt nicht störte. Sie zuckten nicht einmal mit einem Ohrwaschl. Die Steine waren auch nicht groß, eher größere Kiesel.

In diesem Teil des Parks bekommen die Einheimischen, die hier mitten im Park ihre 2-3 Dörfer haben, angeblich 25% der Parkeintritte zugesprochen und kümmern sich daher um die Straßen und den Park. Und vor allem wildern sie nicht. Daher gibt es ganz in der Nähe der Dörfer auch Wildbestand. Es ist aber auch hier so wie fast überall: Wo Menschen und Wildtiere aufeinander treffen, geht das nicht lange gut, wenn die Menschen ein modernes Leben haben wollen. Dazu gehört Viehzucht und zwar Rinder und Ziegen. Diese wiederum sind für hungrige Löwen leichte Beute und so kommt es zum Konflikt. Da es streng verboten ist Löwen zu töten, die Fischer es sich aber nicht leisten können oder wollen ihre Nutztiere zu verlieren, werden die Löwen vergiftet.

Die Lösung wäre eine Entschädigung für gerissene Haustiere, aber die wird offensichtlich nur versprochen, aber nicht bezahlt. Leider.

Am frühen Nachmittag fuhren wir dann in den zentralen Teil des Parks, der nördlich des Kazinga-Kanals liegt und bis zu dessen Ende reicht, wo sich der Lake Edward befindet – zugleich die Grenze zum Kongo.
Dieser Teil des Parks ist waldiger, schön, aber man sieht die Tiere nicht so leicht. Außerdem war gerade die Mittagshitze und es gab ohnehin nicht viel zu sehen. Also fuhren wir zur zentralen und wichtigsten Lodge im Park (Mweya Safari Lodge). Diese liegt malerisch auf einem Hügel auf einer Halbinsel. Sie ist äußerst luxuriös und entsprechend teuer (170 Dollar pro Nacht inkl. Frühstück für zwei Personen, www.mweyalodge.com). Ältere britische Ladies trinken Tee und auch wir suchten uns ein nettes Plätzchen auf der Terrasse, mit famosem Ausblick auf Kanal und See.

Wir fuhren auch noch zu einem Pavillon um ein kleines Mittagspicknick zu veranstalten. Die Sachen (all unsere Sachen, wirklich alle bis auf Essen und Wasserflasche) ließen wir bei Vincent im Auto. Und dann musste Vincent urplötzlich ins benachbarte Dorf fahren und meinte, er wäre eh gleich wieder da, zumindest bis wir fertig gegessen hätten.
Ein seltsames Gefühl, als er weg war, mit allem, was wir hatten: Geld, Pässe…
Aber er kam wieder. Am Abend vermisste Thomy 50 Euro und konnte sie trotz Durchsuchaktion nirgends finden. Erst zwei Wochen später in Wien fand er sie hinten in seinem Führerscheintaschl, das er in Nairobi gelassen hatte, mit dem 50er als eiserner Reserve.

Wir können somit Vincent als kundigen, günstigen, netten und ehrlichen Fahrer und Führer weiterempfehlen.

Dann ging es zur Bootsfahrt. Und wen trafen wir dort? Natürlich die Italiener! Gleich zu beginn stellte sich uns Robert vor, der Guide für die nächsten zwei Stunden. Dann stellte Robert die Crew vor: Ein wahrhaft furchterregender Typ begab sich zum Steuerstand am Bug: Grünes Barett, Stiernacken, rote Augen, kurz: Idi Amin am Steuer!
Dann zeigte Robert auf einen baumlangen jungen Typen im Heck, schwarz wie die Nacht, und meinte: „This is Adolf!“

Nicht dass uns ein Grinsen ausgekommen wäre, aber das ist die späte Rache der Afrikaner!

So ging es los, hinüber zum anderen Ufer. Reichlich Elefanten, Nilpferde und Büffel, alle leicht und sehr schön zu filmen und fotografieren. Und dann waren da noch die Ornithologen. Für Thomy eine besonders eigenartige Erfahrung, weil er im Flugzeug beim Hinflug eine Komödie mit Steve Martin und Owen Wilson über verrückte Vogelkundler gesehen hatte (ein witziger Film, ich hab ihn mir beim Rückflug angeschaut). Und genau diese Typen waren an Bord, gleich eine ganze Handvoll. Sie hatten große Fotoapparate und knipsten wie die Wilden. Dann zückten sie fette Schwarten mit dem Titel „Birds of East Africa“ und verwickelten Robert in lange, ernste Gespräche. Und Robert gehorchte und ließ Idi Amin jeden kleinen Scheiß-Vogel ansteuern. Wir wollten Elefanten und Nilpferde sehen, aber die mussten warten, bis der graue Regenschwanzpfeifer (oder war es der pfeifende Grauregenschwänzling?) genau besichtigt worden war.

Aber auch das ging vorbei und die Bootsfahrt ist wirklich zu empfehlen.
Bei der Rückfahrt zum Bush Camp sahen wir nichts Besonderes mehr und auch der Rest des Abends verlief unspektakulär. Am nächsten Tag sollte es nach Ishasa gehen, dem südlichsten Teil des Parks, mit den legendären Baumlöwen.

Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 12

Tag 12 – Nyabitaba-Hut bis Bush Lodge, Queen Elizabeth National Park

Einer der weniger stressigen und auch weniger abenteuerlichen Tage. Nach unserem letzten Frühstück am Berg, bei dem Ambrose bereits damit zu kämpfen hat, dass nicht mehr allzuviel zu Essen vorhanden ist, machen wir uns an den Abstieg. Es ist wieder trocken und sonnig und es geht gut voran. Nach knapp drei Stunden sind wir wieder beim Rwenzori Mountaineering Service und nehmen Abschied von Stephen, unserem Führer, Ambrose, dem Koch und den Trägern.

Durch unsere Eindrücke der frierenden Träger wollten wir unseren Helferlein nicht nur ein klassisches Schmattes zukommen lassen, sondern auch noch alle Kleidung schenken, die wir entbehren konnten: Einen Rucksack, Sweater, eine Funktionsjacke, für jeden ein T-Shirt, zwei Kopftaschenlampen etc.
Thomy meinte: Ich hätte noch so viel daheim gehabt – Sachen, die ich nie brauche und wahrscheinlich nie wieder anziehen werde…

Daher auch unsere Kritik am RMS: Sagt den Leuten bei der Buchung, sie sollen altes Gewand etc. mitnehmen. Damit könnten sie allen eine Riesenfreude machen. Mit jahrelanger Wirkung!

Und es entstand die Idee der riesigen Kiste, die wir hinunter schicken werden.

Die letzten Ausläufer des Ruwenzori erledigten wir wieder mit dem Toyota. Dann ging es in die kleine Stadt Kasese zum Einkauf. Auch hier funktionierte das Internet nicht wirklich, aber wir bekamen alle Lebensmittel, die wir für die nächsten Tage brauchen würden. Die Fahrt zum Queen Elizabeth National Park (ab hier QENP) ist einfach und geht schnell, in einer halben Stunde waren wir in der Savannenlandschaft und sahen die ersten Paviane und Gazellen. Die Hauptstraße nach Mbarara führt direkt durch den Park und über eine Brücke auch über den Kazinga-Kanal, der die nördliche von der südlichen Hälfte des Parks trennt. Gleich hinter der Brücke ging es über einen staubigen Weg zur Bush Lodge, die wir uns im Internet herausgesucht hatten.

Bald wurde klar: ein Glücksgriff. Die Lodge ist eigentlich ein Camp und besteht nur aus ein paar Zelten. Wobei das so natürlich nicht stimmt. Ähnlich wie in vielen Lodges und Camps in Kenia muss man hier auf Luxus nicht verzichten. Jedes Zelt hat hinten einen Steinbau, in dem sich Bad und WC befinden. Es gibt Strom aus dem Generator, jedoch keinen Swimming-Pool. Auf diesen Blödsinn hat man glücklicherweise verzichtet. Auch der Speisesaal ist ein riesiges Zelt, ebenso die Bar etc.
Die Lodge liegt dezent zwischen dichtem Buschwerk und direkt am Kanal. Man kann von dort Büffel und Nilpferde beobachten bzw. hören.

Und sie haben einen Campingplatz (10 Dollar pro Person und Nacht, Auto gratis), auf dem wir wegen der Nachsaison ganz alleine waren. Eine tolle Dusche und einen Pavillon, in dem wir unsere Sachen ausbreiten, trocknen und wo wir auch kochen und essen konnten. Es war noch Trockenzeit, trotzdem gab es den einen oder anderen kurzen Schauer.

Spaghetti mit Tomatensauce, von mir mit gerösteten Zwiebel, frischen Paradeisern und grünen Paprika verfeinert. Letztere scharf, wie sich herausstellte. Dazu kühles Bier von Emmanuel, einem Angestellten der Lodge, der sich rührend um uns kümmerte, fast wie ein Butler. Er tauschte unsere warmen Biere gegen kalte aus der Bar. Von uns bekam er dafür eine Menge leerer Plastikflaschen (v.a. 5 Liter), über die er sich riesig freute – er brachte sie seinen Kindern mit, die jetzt Flaschen haben, in denen sie Wasser für den Schulweg mitnehmen können. Wir erfuhren: Darüber freuen sich die Menschen, besonders die Kinder – allerdings nur am Land. In der Stadt interessiert das niemanden.

Als es Abend wurde, kam Emmanuel mit einer eigenen Petroleum-Lampe und er organisierte uns Vincent, einen lokalen Guide mit Auto. Der QENP kostet nämlich 35 Dollar pro Person und Tag Eintritt – das ist günstig. Aber für das eigene Auto zahlt man 150 Dollar pro Tag. Das waren für die veranschlagten mindestens zwei Tage stolze 300 Dollar. Vincent war bereit, uns zwei Tage durch den Park zu führen, und wir handelten den Preis auf 250 Dollar herunter. Die Bootsfahrt durch den Kazinga-Kanal ist ein Muss und kostet pro Person 25 Dollar.

Ein feiner Deal: Wir ersparten uns das Fahren mit dem eigenen Auto samt den dadurch entstehenden Spritkosten (immerhin 300 km in zwei Tagen, das entspricht 39 Liter Diesel oder umgerechnet mindestens 60 Dollar!
Außerdem kannten wir uns im Park nicht aus – Vincent schon. Als offizieller Guide ist er mit anderen Guides bzw. Fahrern in Verbindung und erfährt per SMS, wo z.B. gerade Löwen zu sehen sind. Wir hätten ohne ihn nicht einmal die Hälfte dessen gesehen, was wir so entdecken konnten.
Und wir mussten nicht ständig den Weg suchen bzw. überprüfen. Der QENP ist kein komplizierter Park und man kann sich eigentlich gar nicht verirren. Aber wir hätten trotzdem ständig die Tracks auf der Karte suchen bzw. vergleichen müssen. So konnten wir uns zurücklehnen und Vincent arbeiten lassen. Wir filmten und fotografierten.

Vor allem Thomy hatte große Erwartungen an den versprochenen Tierreichtum im Park und freute sich schon auf die kommenden Tage. Nach einem gepflegten Gute-Nacht-Bierchen in der Bar beendeten wir diesen Tag.