Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 11

Tag 11 – von der Kitandara-Hut zur Nyabitaba-Hut

Der vorletzte Tag im Ruwenzori. Und der erste mit Sonnenschein, das war uns sehr willkommen! Eigentlich ist hier nur die Etappe bis zur Guy-Yeoman-Hütte geplant, aber wir wollen zwei Etappen versuchen. So sollte es der härteste Tag der Tour werden.
Der Beginn ist der Freshfield-Pass, der aber in 1 h 10 min. bewältigt werden konnte. Danach beginnt der eigentliche Abstieg und jetzt wurde es ein wenig unlustig. Es geht tw. wirklich steil bergab, meist über Felsen, dazwischen wieder Sümpfe, die jedoch recht trocken sind. Das geht fest in die Oberschenkel und es zeigte sich, dass meine Schuhe zwar sensationellen Grip haben, sich bei Wärme jedoch ein wenig ausdehnen, so dass ich vorne mit den Zehen anstoße. Einmal konnte ich ein leichtes Umknöcheln nicht vermeiden, glücklicherweise ohne ärgere Folgen. Selbst Thomy war sich nicht mehr sicher, ob wir diese Etappe am Vortag noch geschafft hätten.

Die erste Rast machten wir unter einem riesigen Felsüberhang, der früher (also bevor es Hütten gab) als Nachtplatz derjenigen Abenteurer fungierte, die die Tour im Uhrzeigersinn machten. Ohne Wege muss das ein unfassbar anstrengender Marsch gewesen sein. Heute gibt es an den wirklich kritischen Stellen Leitern und die Wege sind recht gut ausgebaut.
Trotzdem bleibt das der riskanteste Tag, vor allem mit einer Doppeletappe.

Nach 4,5 Stunden waren wir bei der Guy-Yeoman-Hütte, die am Ende eines flachen Sumpfareals liegt. Die Italiener verabschiedeten sich hier von uns, da sie an diesem Tag nicht mehr weiter gingen und dafür am nächsten Tag – so wie es die meisten dort machen – an der Nyabitaba-Hut vorbei direkt ins Tal marschieren wollten.

Wir blieben nur knappe 20 Minuten für ein Mittagessen und gingen dann weiter. Trotz guter Leitern da und dort ist das ein langer, beschwerlicher Abstieg, der mir durchaus die letzten Kräfte abverlangte. Es sollte weitere knapp vier Stunden dauern bis zur Zielhütte. Bei Regen ist das nur schwer vorstellbar und da wäre die Doppeletappe schlichtweg unmöglich gewesen.

Dort angelangt waren wir an diesem Abend ganz allein und ich gönnte mir ein Schaffel mit warmem Wasser für die letzte Katzenwäsche am Berg.

Stephen erzählte mir von seinem Sohn, der jetzt die Matura gemacht hätte und gerne in Europa studieren würde. Das ist typisch für die jungen Menschen dort, sie wollen eigentlich den trostlosen Aussichten vor Ort entfliehen, streben nach einem besseren Leben oder nach dem, was ihnen wie ein besseres Leben vorkommt. Was die Führer bzw. Träger wirklich verdienen, lässt sich nicht genau eruieren, Stephen meinte, er bekäme 12 Dollar am Tag. Kost und Logis (welche eigentlich? Felsüberhänge?) wären für Träger, Köche und Führer gratis.

An diesem Abend gönnten wir uns den letzten noch verbliebenen Schluck Uganda Waragi und genossen es, wieder in der relativen Wärme auf 2.600 m zu schlafen. Morgen noch der letzte Abstieg, dann hätten wir es geschafft.

Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 10

Tag 10 – von der Bujuku-Hut zur Kitandara Hut

Auch an diesem Tag hatten wir große Verspätung beim Abmarsch. Thomy hatte durchblicken lassen, dass er gerne zwei Etappen an einem Tag machen würde, um schneller wieder unten im Tal zu sein. Da wir die bisherigen Tage nur 4-5 Stunden gegangen waren, rechnete er sich gute Chancen aus.

Doch Stephen kam nicht und nicht daher. Wollte er uns nur eine Etappe schaffen lassen, etwa weil er plus die anderen Leute nach Tagen bezahlt werden und ein Tag kürzer für ihn weniger Geld bedeutet? Wir fanden das nicht heraus. Er meinte, sein Frühstück hätte sich verzögert, weil sie zuwenig Kohle zum Kochen gehabt hätten.

Der Scott-Elliot-Pass hatte es in sich, war aber letztlich nicht wirklich schwer. Zuerst im Kessel noch ein Sumpf und dann ein steiler Aufstieg. Auf der anderen Seite ging es bergab und Thomy ging mit unserem Koch Ambrose ein Eiltempo, während ich in normalem Tempo weiter ging. So war er nach insgesamt drei Stunden bei der Hütte, während ich vier brauchte. Wir waren aber beide am frühen Nachmittag schon am Ziel und Thomy drängte darauf, noch eine Etappe zu machen. Ambrose und Stephen beratschlagten, aber Stephen meinte letztlich, das wäre nicht zu schaffen.
Wie wir am nächsten Tag erfuhren, wäre es tatsächlich zumindest sehr knapp geworden, wenn auch theoretisch machbar.

So gingen wir noch ein wenig an dem malerischen See spazieren, an dessen Ufer die Hütte liegt. Auf einer kleinen Anhöhe waren wir dann im Kongo, denn genau dort verläuft die Grenze. Die Kitandara-Hütte ist alt, aber genauso ausgestattet wie die anderen. Obwohl sie auf 4.000 m liegt, ist es es dort etwas wärmer als auf der Bujuku-Hut. Man schläft auch ganz gut, weil nach einem Abstieg die Luft etwas dicker ist.

Am Nachmittag kamen auch die Italiener, ziemlich kaputt und gezeichnet von einer harten Gipfelbesteigung. Sogar Paolo hatte es geschafft und alle vier krochen sie in ihre Schlafsäcke. Das Wetter oben war mies, aber ich bewundere ihre Leistung, Respekt!

Die Träger schlafen hier auf uralten zerrissenen Schaumgummimatten unter einem Felsvorsprung. Laut eigenen Angaben ist es wärmer als in der Blechhütte, die ihnen sonst noch zur Verfügung steht. Sie machen sich ein Feuer und versuchen so die Nacht über etwas Wärme zu ergattern. Sie haben meist keine warmen Jacken und keine Schlafsäcke, und es hat in der Nacht um die Null Grad oder auch darunter.

Als wir diesen Felsen besichtigten, stellte sich die Frage, warum die Träger so schlecht ausgerüstet sind. Die Antwort ist nicht allzu kompliziert: Es gibt insgesamt 1500 Träger, also ein deutliches Überangebot bei wenig Nachfrage, vor allem außerhalb der Hauptsaison. Daher kann das RMS die Preise bestimmen und die sind niedrig: 6 Dollar bekommt ein Träger pro Tag (manche meinen: 4). Er könnte sich vom RMS einen Schlafsack oder eine Jacke mieten, aber das schmälert den ohnehin nicht gerade üppigen Verdienst. Deswegen sind die Träger auch nur im Nebenerwerb tätig und sonst Bauern oder was auch immer. Die Jobs sind begehrt und so gibt es einen Wettbewerb darum.
Wieso die Träger lieber erbärmlich frieren? Das wenige Geld spielt dort eine noch wesentlich größere Rolle als wir gemeinhin annehmen. Die meisten Menschen leben ohne Ersparnisse, sie brauchen alles, was sie einnehmen, sofort auf. Sie können keine Rücklagen machen und müssen für Anschaffungen lange sparen.
Das Problem ist jetzt nicht nur das Frieren, sondern dadurch sind die Träger auch anfälliger für Höhenkrankheit, weil der Körper noch stärker unter Stress steht. Dazu kommt noch die schwere Last und die enorme Geschwindigkeit, die sie gehen. Daher sterben auch hin und wieder Träger, wenngleich es darüber keinerlei Zahlen gibt. Einer von 1.500, was macht das schon, könnte man sagen.

Wie eng das RMS kalkuliert kann ich nicht sagen, aber der durchschnittliche Tourist zahlt ca. 1000 Dollar für die 6-Tage-Tour. Wenn man 35 Dollar mal 5 Nächte nimmt, so sind das 175 Dollar Nationalpark-Eintrittsgebühr. Pro Tourist braucht man 3-4 Personen als Träger, Führer, Koch. Wenn jeder 8 Dollar am Tag im Schnitt bekommt, so sind das 48 x 3 – sagen wir 150 Dollar. Weitere 140 Dollar zahlt man für das Essen, ich schätze die Hälfte davon wird wirklich für die Einkäufe ausgegeben, sagen wir 75 Dollar. Dann sind wir in Summe bei 400 Dollar von 1.000. Das RMS muss dann noch die Hütten erhalten und die Wege sowie diverse Büros mit Angestellten.

Wenn man nun eine Sammlung macht und dem RMS einige Dutzend Schlafsäcke und Jacken zur Verfügung stellt, was wird passieren? Sie werden die Gaben dankend annehmen, sofern man sie durch den Zoll durch bekommt. Dann werden sie die Ausrüstung in ein Lager bringen und entweder verkaufen oder an Touristen vermieten. Ich kenne Ostfrika seit 28 Jahren und weiß, dass Hilfe nur funktioniert, wenn sie genau dorthin gebracht wird, wo sie gebraucht wird. Zu groß ist der Anreiz für den Missbrauch.

Daher werde ich folgendes machen: Mein Netzwerk ist groß genug um jede Menge von den Ausrüstungsgegenständen sammeln zu können, die dort gebraucht werden. Das sind:
Schlafsäcke
warme Jacken
Regenjacken, Windjacken bzw. Ponchos
Warme Pullover bzw. Sweater
Hauben
Handschuhe
Rucksäcke

Thomy hat natürlich auch mitbekommen, was dort los ist und wird mich – vielleicht sogar im Rahmen seiner Firma – unterstützen. Von der Post werde ich die Portokosten schnorren. Sie schreiben immer „Die Post bringt allen was“. Ich sage: Und was ist mit den Ugandesen?
Einen Geldgeber für die hoffentlich wirklich große Kiste werde ich auch noch auftreiben. Dann mache ich daraus eine gute PR-Aktion für die Hauptsponsoren. Ich werde auch versuchen, das Zollproblem zu lösen, das ist in Ostafrika immer ein Problem, da an den entsprechenden Stellen meist bereicherungsempfängliche Bürokraten sitzen.

Die Kiste schicke ich an Stephen, unseren Führer, und Ambrose, unseren Koch. Sie erscheinen mir vertrauenswürdig und werden die Verteilung organisieren, wobei wir da auf ein neues Problem stoßen: Wie erzeugen wir das notwendige Mindestmaß an Gerechtigkeit? Wenn dort eine Kiste ankommt mit Gratis-Equipment, gibt es Mord und Totschlag – schon als wir nur eine Handvoll T-Shirts verteilt haben, war das ein Problem. Aber auch dafür wird mir eine Lösung einfallen. Vielleicht lässt sich sogar ein Gratis-Verleihsystem organisieren, wo immer diejenigen Träger was bekommen, die es gerade brauchen.

Alle, die diesen Blog lesen, sind herzlich aufgefordert nachzuschauen, ob sie altes Zeug daheim haben, das sie nicht mehr brauchen und das in obige Liste passt. Es wird den Menschen am Ende der Welt viel Freude bereiten und sie warm halten, wenn sie es gerade dringend brauchen. Ab April 2012 sammle ich die Sachen ein und möchte noch im Frühjahr (also vor Beginn der dortigen Sommersaison, wenn die Touren wieder losgehen) die Aktion abschließen.

Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 9

Tag 9: John-Matte-Hut bis Bujuku-Hut

Der dritte Tag beginnt wie der zweite, da ich wieder mitten in der Nacht aufwache und nicht mehr einschlafen kann. Hier ist es schon deutlich kühler, die Hütten haben nicht nur keine Heizung, sondern sie sind auch recht zugig gebaut, also auf Betonpfeilern und der Boden besteht aus einer Lage Holzbrettern, durch deren Fugen es durchpfeift. Der einzig warme Ort ist der Schlafsack, denn auch in der Hütte hat es in der Nacht nur wenige Plusgrade.

Wir befinden uns jetzt auf ca. 3.300 Metern und ich habe das Glück, dass mir diese Höhe nichts ausmacht und ich daher prinzipiell ganz gut schlafen kann. Die Höhenangaben der verschiedenen Orte im Ruwenzori schwanken übrigens beträchtlich, bis zu mehreren hundert Metern. Ich habe es noch nicht geschafft eine wirklich verlässliche Quelle (GPS-Messung) zu finden – andererseits ist es eigentlich egal. „Hoch oben“ reicht hier auch.

Zum Frühstück gibt es Fried Chicken und den obligaten Toast mit Honig. Und eine Erkenntnis: zu viel Tee macht deppat. Da wir keinen Kräutertee mit haben, sind wir nach einigen Bechern Schwarztee mit Teein vollgepumpt, was auch den kurzen Schlaf erklärt und sonst noch einige kleinere Beschwerden. Daher beschließen Thomy und ich den Tee wegzulassen und ab jetzt das zu trinken, was da ist: heißes Wasser. Geschmacklich ist das kein Aussereisser, aber wir befinden uns im Ruwenzori und da ist alles ein wenig anders.

Der Lower Big Bog, einer der gefürchteten Sümpfe, beginnt gleich nach der Hütte und ist komplett mit einem Steg versehen. Man muss höllisch aufpassen, denn die Bretter sind in einem Abstand aufgenagelt, dass man mit dem Fuß dazwischen passt. Wenn es wirklich nass ist, ermöglicht der Steg jedoch die mühelose Überwindung des Sumpfes.
Danach beginnt ein steiler Aufstieg, gefolgt vom Upper Big Bog. Dieser hat keinen Steg bzw. nur mehr Reste eines alten, aber die sonst üblichen Baumstämme und Bretter in Längsrichtung, über die man balancieren kann. Das berühmte „Grasbüschelhüpfen“ um dem tiefen Morast zu entkommen, konnten wir uns bis auf wenige Ausnahmen ersparen. Wir sanken nie tiefer als bis zum Knöchel ein und das ist ein Privileg, das man hier nur in der Trockenzeit hat.

Unsere italienischen Freunde hatten an diesem Tag einen wesentlich weiteren Weg, sie stiegen direkt zur Elena Hut auf 4.600 m auf, während wir nur bis zur Bujuku-Hütte gingen, die auf 3.900 m liegt. Aber auch diese Hütte ist eine gewisse Herausforderung, denn sie liegt in einem Talkessel, in dem sich die Kälte sammelt. So hatte es in der Hütte in der Nacht Minusgrade und wir waren froh, warme Schlafsäcke zu haben.
Vor allem Paolo, unser Wegbegleiter am Vortag hatte es schwer. Er war langsamer als die anderen und kam in den Schneeregen. Er erzählte uns am nächsten Tag, dass das eine sehr schwierige Angelegenheit war, erstens der lange Aufstieg, zweitens die Mischung aus Schneefall, Schneeregen, Regen und Graupelschauer und drittens hatte einer der Träger nur drei T-Shirts, die er übereinander trug, im Schneesturm, ohne Jacke und ohne Handschuhe. Zu diesem Problem werde ich später noch mehr berichten.
Am Vorabend hatten die Italiener noch den Geburtstag von Graziano gefeiert und wir konnten mit einer Runde Uganda Waragi beisteuern, sie bedankten sich mit erstklassigem Parmesan.

Wir waren froh „nur“ den Central Circuit Trail zu machen und nicht den Gipfel auf dem Mt. Stanley, den wir übrigens nie zu Gesicht bekamen, da er am Abend, an dem wir auf der Bujuku-Hütte waren, in dichten Wolken verborgen war.

Nach dem Upper Bigger Bog folgt ein weiterer Anstieg, es beginnt der Bereich der Riesensenezien, die dort ganze Wälder bilden. Das Tal, das man nun bis zum Talkessel und dem darin befindlichen See durchquert, erinnert mich ein wenig an das Teleki-Valley am Mt. Kenia und befindet sich auch auf ca. der gleichen Seehöhe. Ich bekomme eine Unterzuckerung und während wir eine kleine Essenspause machen, fängt es zu regnen an. Diesmal ordentlich und der erste Einsatz der Ponchos wird notwendig. Am Seeufer erfahren wir dann, wie es aussieht, wenn die Sümpfe wirklich nass sind. Man muss sich den Weg suchen, jeder Tritt will wohlüberlegt sein und oft muss man eine Route aufgeben und ein paar Meter weiter links oder rechts sein Glück suchen. Das ist anstrengend und kostet enorm viel Zeit. So erklären sich auch die Zeitangaben für die Tagesetappen, die wir jeweils ordentlich unterbieten konnten. Sie sind auf nasse Bedingungen ausgerichtet und dann kommt man nicht um 14 sondern erst um 17 Uhr auf die Hütte und ist entsprechend fertig. Wir brauchen auch für diese Etappe nur 4 Stunden und obwohl wir spät (um 09.50) weg kamen, sind wir doch um 13.50 auf der Hütte. Dann folgt wieder ein langer Nachmittag und ein noch längerer Abend, vor allem weil es draußen immer wieder regnet und saukalt ist. Das ist der Zeitpunkt, an dem Thomy ein kleines Motivationstief bekommt, denn wir haben erst Halbzeit und ihn begeistern die Berge weit weniger als mich. Ihm ist kalt, weil er einen Fleece-Sweater zu wenig mit hat und mein alter Kaputzensweater hilft zwar, ist aber nur eine Notlösung. Ich muss zugeben, ich habe das auch unterschätzt, obwohl ich die Bedingungen gut kenne. Es ist das stundenlange Herumsitzen, das auskühlt und auch eine kühle Stimmung erzeugt. Wir überlegen, ob wir noch auf einen angrenzenden Stuhlman-Pass hinaufsteigen sollten, einfach um die Zeit zu vertreiben und weil wir noch genügend Kraft haben, aber das miese Wetter lässt uns diese Gedanken schnell vergessen.

Hier zeigt es sich erst richtig, wie wichtig warme Kleidung und vor allem trockenes Equipment ist. Was hier nass ist, wird nicht wieder trocken. Glücklicherweise habe ich ein zweites Paar warme Schuhe mit, die ich auf der Hütte anziehen kann. Am nächsten Tag werden sie wieder verpackt und für die nächste Hütte auf die Reise geschickt. Besser in der Früh in kalte, nasse Schuhe schlüpfen, denn die sind nach ein paar hundert Metern wieder erträglich. Aber auf der Hütte braucht man ein Paar trockene Schuhe.

So geht der dritte Tag zu Ende. Und es sollte noch einiges folgen.

Für alle Bergsteiger, die den Ruwenzori machen wollen, hier ein paar Tipps, kurz zusammengefasst:

1.) Der wichtigste Tipp: Alle Kleidungsstücke einzeln in Plastiksäcke verpacken und dann in den Rucksack. Die warme Jacke und der Schlafsack haben dabei Priorität. Bitte nicht darauf verlassen, dass der moderne und teure Rucksack wirklich wasserdicht ist!

2.) Ein Buch für die langen Nachmittage mitnehmen. Bis zum Sonnenuntergang ist genügend Licht um zu lesen vorhanden.

3.) Teleskopstecken. Das RMS achtet zwar darauf und man kann sich welche ausborgen, aber man sollte sich eigene Stecken mitnehmen. Die besten sind die mit zwei Handgriffen untereinander, denn dann kann man auf Steilpassagen den Griff wechseln (Tipp der Italiener). Die größte Gefahr im Ruwenzori ist das Umknöcheln bzw. die entsprechenden Verletzungen. Bergrettung ist weit, es gibt zwar zwei Tragen und man zahlt für die Bergrettung einen gewissen Betrag automatisch mit, aber wie das in der Praxis aussieht, ist eine andere Frage.

4.) Ein paar wasserdichte Stiefel. Das ist schwierig, denn die meisten Herstellerangaben halten nicht, was sie versprechen. Das war z.B. bei meinen Haix-Schuhen so. Eine Alternative sind Gummistiefel. Etliche Bergsteiger berichteten uns, dass man damit gar nicht so schlecht gehen könne. Alle Führer und Träger gehen ausschließlich mit Gummlern. Ich selbst hatte Angst vor Blasenbildung, aber meine Variante war letztlich auch keine optimale. Geschwitzt habe ich in meinen tollen Goretex-Schuhen auch nicht weniger als in Gummistiefeln.

5.) Kopftaschenlampe. Heute haben die alle LED und halten mit einer Batteriegarnitur ewig. Die kosten bei uns ca. 5 Euro und sind auch tolle Geschenke für Führer oder Träger.

6.) Ein zusätzlicher alter Schlafsack oder eine alte Jacke als Geschenk. Dazu später noch mehr.

7.) Ein desinfizierendes Handgel (z.B. Ombia Med von Hofer/ALDI). Nicht nur für Hygienefanatiker. Ein paar Tropfen auf die Hände, verreiben, passt.

8.) Ein Waschlappen. Für die kleine Wäsche, man glaubt gar nicht, was ein Schaffel mit warmem Wasser alles bewirken kann, für Körper und Seele. Der Waschlappen ist dabei ausgesprochen hilfreich.

9.) Bei der Ankunft bzw. Abreise bei Otto und Monika einkehren. Ca. 2 km vor dem RMS auch auf der rechten Seite bergauf. Sehr sauber, nett, nicht teuer und es gibt eine tolle heiße Dusche.

10.) Pole Pole. Das gilt für alle hohen afrikanischen Berge und darf hier noch einmal gesagt werden. Zu schnell gehen ist keine gute Idee. Zeit lassen, der Berg verlangt das, manchmal lässt er die zu Schnellen nicht hinauf. Selbst unser Führer mit 20 Jahren Erfahrung war manchmal zu schnell. Das ist übrigens ein Tipp von Otto: brems den Führer ein, er passt sich dann deiner Geschwindigkeit an.

11.) Viel trinken. Darauf hat Stephen, unser Führer, sehr genau geachtet. Man vergisst es einfach und fühlt sich gar nicht durstig, aber eine Regel sagt: Wenn Du Durst hast, ist es zu spät. Gerade dort oben braucht der Körper viel Wasser. Wir hatten stets zwei Flaschen mit. Man kann sie regelmäßig an den Bächen und Flüssen auffüllen, das Wasser ist bedenkenlos trinkbar. Ganz oben, am vierten und fünften Tag haben wir heißes Wasser in Thermoskannen getrunken. (Kräutertee wäre die Alternative gewesen). Thermoskanne mitnehmen! Zu wenig Flüssigkeit kann die Höhenkrankheit verstärken.

12.) Ab dem dritten Tag Handschuhe in den Tagesrucksack. Es wird kalt und das Wetter ist komplett unberechenbar.

13.) Kopfbedeckung und zwar immer. Ich bevorzuge einen breitkrempigen Hut, weil der Ohren und Hals schützt. Ideal ist auch ein langärmeliges Hemd, bei dem man den Kragen aufstellen kann. Auf den Händen bekam ich trotz Dauerbewölkung einen Sonnenbrand, die Sonne ist auf 4.000 m direkt am Äquator kein Spaß und ein Sonnenstich bedeutet das Ende der Tour oder zumindest eine beträchtliche Erschwernis.

14.) Bescheidenheit. Man lernt sie ohnehin am Berg, sollte aber schon eine gewisse Portion davon mitbringen. Essen, Wärme, Hygiene, Platz – am Ende der Welt gilt es nichts zu beweisen und es ist auch nicht luxuriös. Wer lieber im klimatisierten 5-Sterne-Hotel einen Drink schlürft, sollte nicht in den Ruwenzori gehen. Sechs Tage keine Dusche – noch Fragen?

15.) Schwindelfreiheit und ein guter Gleichgewichtssinn. Viele Stellen sind ausgesetzt, wenngleich keine echte Kletterei (außer man geht auf die Gipfel, aber diese Leute brauchen meine Tipps wahrscheinlich eh nicht).

Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 8

Tag 8 – von der Nyabitaba-Hut zur John-Matte-Hut

An diesem Morgen war ich sicher schon gegen 3 oder 4 Uhr wach – zu früh schlafen gehen rächt sich. Die Kombination aus pinkeln müssen und nicht aus dem Schlafsack raus wollen ist suboptimal.
Und dann war da noch die Sache mit den Trägern. Unten im Tal haben wir die Rucksäcke extra mit einer Hülle versehen, damit sie nicht nass werden. Das Problem kenne und fürchte ich seit meiner ersten Kilimandscharo-Besteigung 1995. Damals dachte ich, mein Rucksack wäre wasserdicht. Das war ein fataler Irrtum. Auf der Horombo-Hut angekommen war nicht nur mein Rucksack nass, sondern alles, was darin eingepackt war: Hosen, Jacken etc. Nur der Schlafsack war damals ganz unten und blieb wie durch ein Wunder trocken. Der Führer saß damals die halbe Nacht bei einem rauchenden Holzfeuer und trocknete meine Jacke, die sich auch als nicht wasserfest herausgestellt hatte.

Merke: Nasse Jacke und nasser Schlafsack bedeuten ein schnelles Ende der Tour, nämlich quasi sofort, oder genauer: nach einer eiskalten Nacht. Die Daunenschlafsäcke sind am kritischsten: sehr leicht, sehr warm, aber sie dürfen auf keinen Fall nass werden. Dann klumpen die Daunen zusammen und der Schlafsack ist auf der Stelle unbrauchbar. Auch diesmal standen wir vor dem Problem, obwohl wir vorgesorgt hatten, Erfahrung sei Dank. Wir hatten alle Gegenstände im Rucksack zusätzlich noch in Plastiksäcke verpackt, der Schlafsack hatte somit vierfachen Schutz: Seine eigen Hülle, den Plastiksack, den Rucksack und die Rucksackhülle.

Zumindest theoretisch. In der Praxis entfernten die Träger die Rucksackhüllen, um ihr eigenes Gepäck hinten zusätzlich aufzuschnallen. Dann passen natürlich die Hüllen nicht mehr. Wenn sie auf der Hütte angelangt sind, nehmen sie ihr eigenes Zeug wieder runter und geben die Hülle wieder drauf, auf den pitschnassen Rucksack.

Was tun? Schimpfen? Das nützt nichts, weil sie verstehen nicht, was du willst. Daher versuchte ich es anders. Ich holte Stephen unseren Führer und es stellte sich heraus, dass es sein Sohn war, der meinen Rucksack getragen hatte. Also her mit ihm. Dann nahm ich eine Daune aus meinem Schlafsack und zeigte sie ihm. Ich tauchte dann die Daune in ein Glas Wasser und zeigte sie ihm wieder. Bis heute hoffe ich, dass er es verstanden hat.
Das Problem trat an den darauf folgenden Tagen nicht mehr auf, weil die Träger ab da immer vor uns auf den Hütten waren und somit auch meist vor dem Regen, der normalerweise erst am frühen Nachmittag beginnt. Daher blieb unser Zeug trocken.

Im Ruwenzori ist es ständig feucht und daher extrem schwierig, Sachen trocken zu bekommen, wenn sie einmal nass sind. Das gilt vor allem für die Schuhe. Ich hatte mir zuvor noch beim Hof+Turecek teure Spezialstiefel (Marke Haix) gekauft, garantiert wasserdicht und auch sonst supi-supi. Und das stimmt auch, die Schuhe sind wirklich der Hammer: sensationelle Sohle mit tollem Grip, leicht, guter Knöchelhalt. Leider dürfen sie auf keinen Fall mit Feuchtigkeit in Berührung kommen. Das mit dem Goretex ist ein Schmäh, so viel steht fest. Sie leiten den Schweiß, der in jedem Schuh bei mehreren Stunden Gehen entsteht, schlechter nach außen als meine Lederstiefel. Ich hatte bei diesem Funktionszeug immer schon den Verdacht, dass das ein Marketingtrick ist. Jetzt weiß ich es definitiv, denn ich hatte nicht nur die geeigneten Bedingungen, sondern auch passende Vergleiche. Thomy ging den gleichen Weg bei gleicher Witterung. Seine Schuhe blieben trocken, meine waren waschelnass. Also ganz trocken blieben seine natürlich auch nicht, weil auch seine Füße schwitzen. Aber am nächsten Tag in der Früh waren sie wieder trocken, die Leder-Palladium, die um ein ganzes Eck billiger waren als meine Schuhe.

Die waren nämlich in der Früh stets feucht und kalt. Somit sind das Superschuhe, und zwar für die Wüste. Außerdem werden sie beim Tragen größer und somit rutschte ich beim Bergabgehen nach vorne. Das ist nicht sehr angenehm, wenn man mehrere Stunden steil bergab geht.

Das Frühstück war gut: Omelette mit Senf, Toastbrot mit Honig. Und Tee. Das Lunchpaket wie am Vortag, Apfel, Fruchtsaft, trockenes Toastbrot-Sandwich mit nicht sehr viel drin, ein Schokoriegel. Aber ich wollte eh die drei überflüssigen Winterkilo wegbekommen. Und unser Koch Ambrose war wirklich gut und ich kann ihn weiter empfehlen. Er bemüht sich und zaubert aus eher nicht so tollen Materialien gutes Essen. Und es war auch ausreichend. Jeden Tag am Abend wurde der nächste Tag essensmäßig vorbesprochen – was wir wollen, was es gibt. Das hat sehr gut funktioniert, so konnten wir Reis, Nudeln und Erdäpfel abwechseln lassen, es gab auch Fleisch, Fisch und Obst.

Im Gegensatz zum ersten Tag waren die Träger lange vor uns auf der Hütte und somit auch das Essen. Ambrose war früher selbst Träger und daher auch blitzschnell. Es ist unglaublich, welche Trittsicherheit diese Menschen an den Tag legen, da kann niemand mithalten. Sie sind meist ca. doppelt so schnell wie wir.
Den ersten Tag vergessen wir besser. Da die Träger noch lange im Tal bleiben und letztlich erst weg gingen, als wir schon lange oben waren, mussten wir fast drei Stunden auf unser Gepäck warten. Und ich hatte nur ein verschwitztes Leiberl.

Der Weg ist auch am zweiten Tag nicht besonders schwierig, es warten noch keine großen Sümpfe. Zuerst geht es bergab, dann über den großen Fluss über die Kurt-Schaffer-Brücke und durch einen Bambuswald hinauf. Herr Schaffer war ein US-Botschafter mit Faible für den Ruwenzori und hat die Brücke gespendet.

Die Italiener überholten uns und zogen davon, nur Paolo ging mit uns, weil wir ein ähnliches Tempo hatten. Paolo ist 63 und hat Wadeln wie nur was. Er spricht ein wenig Deutsch, sehr wenig Englisch, ganz gut Französisch und exzellent Italienisch. Ich spreche exzellent Deutsch, gut Englisch, weniger gut Französisch und fast gar nicht Italienisch. Also unterhielten wir uns großteils auf Französisch mit ein bisschen was von den anderen Sprachen. Und auf meiner Sommertour mit der Vespa nach Rom werde ich bei ihm vorbei schauen.

An diesem Tag sind schon knöchelfeste Stiefel gefragt, weil es erstens ein wenig gatschig werden kann und man zweitens über viel Wurzelwerk und Felsen geht. Auch die Stecken bewähren sich bereits.
Bei Trockenheit ist der Aufstieg in 5 Stunden zu bewältigen, inklusive Mittagsrast. Die Hütte ist okay, es gibt wie überall neue Matratzen, aber nur 16 Betten. Besonderer Mangel herrscht auch an Tischen und Betten. Wenn die Hütte voll ist, muss man im Schichtbetrieb essen.

Vom Koch hab ich mir ein Schaffel mit warmem Wasser geholt, nur einen Waschlappen hatte ich nicht mit. Das als Tipp für mich selbst für das nächste Mal und für alle, die es sonst noch betrifft.
Für die Touristen-Bergsteigergruppen gibt es große Gasflaschen, die Träger und Führer kochen sich ihr Essen nach wie vor am Holzfeuer. Das Holz wird jedoch hinauf getragen und meines Wissens nicht in der Umgebung geschlägert. Da wäre es schnell kahl rund herum.

So geht der zweite Ruwenzori-Tag zu Ende, mit einem guten Schluck aus der Waragi-Flasche und einem Stückchen Schokolade.
Die Temperatur ist noch im Plus-Bereich, in der Nacht jedoch nur mehr knapp über Null. Sobald die Sonne weg ist wird es sehr schnell kalt.

Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 7

Tag 7 – Der Aufstieg zur ersten Hütte

Um 08.30 treffen wir wieder beim RMS ein und bekommen Führer, Koch und Träger vorgestellt. Wir dürfen als Gepäck je zwei Rucksäcke zu je max. 13 kg mitnehmen, das geht sich recht locker aus. Der Grund für die Gewichtsbeschränkung: Die Träger müssen zusätzlich noch ihr eigenes Gepäck schleppen. Ein Träger ist für die Gasflasche inkl. Kocher verantwortlich und drei weitere für die Verpflegung.

Um 09.50 ist dann Abmarsch, nachdem wir noch eine genaue Kontrolle unserer Schuhe erdulden mussten. Wahrscheinlich haben die schlechte Erfahrungen gemacht, etwa wenn Touristen mit schlechtem Schuhwerk losrennen und sich nachher über nasse Füße beschweren.
Der Weg beginnt als netter Spaziergang bis zum Parkeingang. Dort erfolgt die Eintragung in das obligate Buch, das gibt es in ganz Ostafrika in jedem Nationalpark und es ist auch überall die gleiche Prozedur. Wir sehen, dass schon zwei Tage lang vor uns niemand eingetragen hat und ahnen: es ist Nachsaison.
Das ist eine gute und eine schlechte Nachricht zugleich. Gut weil wir erwarten dürfen, dass die engen Hütten nicht zu voll sind. Schlecht, weil es einen Grund hat, wenn zu einer bestimmten Zeit keine Leute hinaufgehen. Und dieser Grund heißt Regenzeit. Ab da wird klar, dass wir hasardieren. Wenn die Regenzeit nicht beginnt, haben wir trockene Sümpfe und sehr gute Chancen, die ganze Sache würdevoll zu überstehen. Wenn die Regenzeit beginnt, sind wir im Arsch. So einfach ist das.

Heute ist es bewölkt und sehr angenehm zu gehen. Wir überqueren zahlreiche Ameisenstraßen und bekommen die dafür notwendige Technik von Stephen, unserem Führer mitgeteilt: heftig aufstampfen, dann hängen sich keine Ameisen ans Wadl.
Ich schaffe das nicht ganz und beginne wenig später hektisch die Ameise in der Hose zu suchen, die mich beisst und beisst.

Wildbäche, dichter Wald, es wird immer steiler und es ist heiß. Nach kurzer Zeit ist mein Leiberl durchgeschwitzt und ich hab natürlich kein zweites bei mir. Das ist vor allem bei einer Rast eher nicht so super, wegen der Verkühlungsgefahr.
Dafür sind die Sportschuhe die richtige Wahl für diese Etappe, Stecken sind eigentlich noch nicht notwendig, der Weg ist gut ausgebaut, teilweise sind Gitter als Rutsch-Schutz eingebaut, es gibt Leitern und Stege. Die erste Etappe ist eine nette Wanderung von ca. 1000 Höhenmetern hinauf auf ca. 2.600 m.

Diese Etappe lässt sich bei jeder Witterung gehen, bergab müsste man natürlich wegen der Rutschgefahr aufpassen, denn es geht tw. steil bergauf.

Nach ca. 4 Stunden sind wir bei der ersten Hütte, der Nyabitaba-Hut. Die alte Hütte steht noch, aber daneben haben sie eine neue, geräumige hingebaut. In der Mitte ist eine überdachte Terrasse und es gibt insgesamt 6 Räume mit je 6 Betten. Alle haben neue Schaumgummimatratzen, die mit Kunstleder überzogen sind – stabil und hygienisch einwandfrei, weil leicht zu säubern. Und es schlafen ohnehin alle in ihren Schlafsäcken.

Nach uns kommen noch vier Italiener: Claudio, Graziano, Luciano und Paolo. Ich bin froh, dass mein Name auch auf -o endet und wir tauschen Weinviertler Speck gegen italienischen. Die vier sind hervorragend ausgerüstet und sehr erfahrene Bergsteiger, die mehr oder weniger schon überall waren. Sie stammen aus Norditalien, gleich bei der Schweizer Grenze und werden einige Tage den gleichen Weg haben.

Zwei Deutsche kommen von oben und berichten, dass einer von ihnen krank wurde – auf der höchsten Hütte, mitten in der Nacht plötzlicher Schüttelfrost, keine Chance auf den Gipfel und großer, verständlicher Frust. Sie berichten auch, dass die Sümpfe weitgehend trocken sind und die Bedingungen gut, mit wenig Regen.

Uns hat es beim Aufstieg ganz zum Schluss 1/2 Stunde vor der Hütte kurz eingeregnet, aber nicht stark, die Sachen sind schnell wieder trocken. Quasi ein Gruß aus der Wetterküche des Ruwenzori.

Es gibt einen Blechverschlag mit großen Steinen am Boden, der „Bathroom“ genannt wird und die Deutschen raten uns, das Wasser dieser Hütte nicht zu trinken, weil es im Gegensatz zu allen anderen Quellen im Ruwenzori über eine lange Leitung aus einem See geholt wird, und außerhalb der Hochsaison nicht allzu frisch wäre. Sie vermuten, dass die Krankheit ev. daher kommt, ich könnte mir auch vorstellen, dass er einen Sonnenstich erlitten hat. Auf 4.000 Metern Seehöhe direkt am Äquator ist damit nicht zu spaßen – unverständlich für die zahlreichen Freunde, die nach meiner Rückkunft fassungslos sind, dass ich nicht tiefgebräunt zurück komme. Sie verwechseln das immer mit Bräunungsurlaub auf der DomRep oder in Dubai, mit halbstündigem Wenden und regungslosem In-der-Sonne-braten-bis-knusprig von 9 bis 17 Uhr.

Am Abend, als die Sonne weg ist, wird es plötzlich empfindlich kühl und wir brauchen die warmen Jacken. Wir lernen auch, dass es auf diesen Hütten keinen Strom gibt und nach Einbruch der Dunkelheit maximal Kerzen und Stirnlampen das notwendige Licht geben. Nach dem Abendessen, das durchaus bekömmlich war, gönnen wir uns einen Thermosbecher mit Fruchtsaft und Uganda Waragi (ein Bananen-Gin aus Uganda), von dem wir eine Flasche mit haben. Wir ahnen zu diesem Zeitpunkt nicht, dass uns das lange Sitzen und Warten auf den Hütten noch ordentlich zu schaffen machen wird.

Ich liege noch lange wach, denn ich bin es nicht gewohnt um 21 Uhr schlafen zu gehen.