Wie wir Afrika plündern – Teil 2: Die Sache mit dem Frittenöl

Sina Trinkwasser ist eine deutsche Unternehmerin, der ich sehr gerne zuhöre. Sie hat in Stuttgart eine Textilfirma gegründet (manomama.de) und sich ihre Mitarbeiterinnen nach genau den Kriterien ausgesucht, die in der Personalvermittlung als K.O.-Kriterien gelten: alt, ungelernt, schlechte Deutschkenntnisse, wenn möglich behindert.
Sie hat mir erzählt, wie sie auf der Suche nach neuem Material durch Tansania gefahren ist: „Da waren links und rechts Sonnenblumenfelder so weit das Auge reicht“. Das ging so sicher zwei Stunden lang, wenngleich das Auto nicht schnell gefahren ist. Auf die neugierige Frage, was denn mit all diesen Sonnenblumen passieren würde, meinte der Fahrer nur: Daraus wird Frittenöl für Deutschland, Holland und Belgien.

Die Firmen, denen diese Sonnenblumenfelder gehören, gehören entweder keinen Afrikanern oder sind Scheinfirmen, die erst recht wieder Europäern gehören. Die Bewirtschaftung erfolgt großteils maschinell, die Wertschöpfung im Land ist minimal, die Gewinne gehen (abzüglich der Bestechungsgelder für den District Governor, behaupte ich) auch ins Ausland.

Was war denn dort, bevor die Sonnenblumen gepflanzt wurden? Nun, da war auch etwas. Vor allem war dort jemand – nämlich Kleinbauern, die nachhaltigen Ackerbau und Viehzucht betrieben haben. Und was ist mit denen passiert? Die Antwort ist einfach: die wurden von dort vertrieben. Meist funktioniert das so, dass die Distriktverwaltung kommt und die Bauern nach ihrer Landbesitzurkunde fragt. So etwas ist dort aber unbekannt und daher haben sie keine. Sie haben ja bisher nie eine gebraucht, das Weideland gehörte quasi allen und die Landparzellen denjenigen, die sie bebaut haben.

Dann bekommen sie ein paar Wochen Zeit um ihr Land zu verlassen. Das Land wird von einer großen Firma gekauft und dann meist eingezäunt, damit die rundherum verbliebenen Bauern es nicht betreten können. Dieser Vorgang nennt sich „land grabbing“ und geschieht in ganz Ostafrika, also vor allem in Äthiopien, Kenia, Tansania und Uganda und wird von den Indern, Chinesen, Amerikanern und Europäern betrieben.

Noch ein Beispiel: Ich fahre ja seit vielen Jahrzehnten nach Kenia und kenne daher viele Regionen dieses schönen Landes. Eine ganz besonders faszinierende ist das Hochland rund um den Mount Kenia, den zweithöchsten Berg Afrikas. Aufgrund der Klimakrise gibt es seit ein paar Jahren leider fast keinen Gletscher mehr und auch sonst hat sich einiges geändert. Die größte Veränderung jedoch findet man am Fuß dieses majestätischen Berges. Dort befindet sich eine Hochebene auf ca. 2.000 Meter Seehöhe. Im Nordwesten ist Savanne, im Norden in eine Halbwüste übergehend, im Süden und Südwesten fruchtbares Land und Reste von Waldgebieten.
Seit Urzeiten leben dort Menschen, die vor allem Ackerbau und Viehzucht betreiben. Der Ackerbau funktioniert aufgrund der zahlreichen Bäche, die vom Berg herunter fließen.
Seit ein paar Jahren sieht es dort aber ganz anders aus. Riesige Gewächshäuser flankieren den Berg. In ihnen wachsen Blumen für Europa. Diese Blumenzucht ist sehr bewässerungsintensiv und so wurden viele Bäche in die riesigen Blumenfarmen geleitet. Diese gehören reichen Kenianern aus der Hauptstadt Nairobi, die man in den Nobelvierteln der Stadt in Luxuslimousinen und teuren Sportwagen herumfahren sehen kann.
Und die Bauern, die dort vorher gelebt haben? Die Antwort auf diese Frage kann ich mir an dieser Stelle hoffentlich bereits ersparen. Ich hoffe nur, dass niemand glaubt, die billigen Blumen aus dem Holland-Blumenmarkt würden in Holland wachsen. Zur Entschuldigung bekomme ich in Diskussionen zu hören, dass die Gewächshäuser dort ohne Beheizung rund um´s Jahr Blumen produzieren könnten, während man das bei uns im Winter mit entsprechendem Energieaufwand tun müsste.
Brauchen wir echt frische Schnittblumen im Winter? Und was ist mit den Umweltkosten, die beim Transport entstehen? Dieser geschieht mit Diesel-LKW, die das Zeug nach Nairobi bringen. Von dort geht es mit dem Flugzeug nach Amsterdam und sonst wohin, und zwar – unter anderem – in den Frachträumen der Ferienflieger. Das ist übrigens der eigentliche Grund für die Gepäckbeschränkung.

„Climate challenge“

Darf ich vorstellen: Die „Climate challenge“ (auf Englisch, weil sie international funktionieren soll).

Was es ist:
Wir beginnen in Österreich, genauer gesagt in Wien. Bei der sinnvoll kleinsten Einheit, dem Grätzl. Ein beliebiges Grätzl beginnt mit einer Idee, die unserem Klima gut tut und fordert die anderen Grätzl dazu auf, es ihm nachzumachen. Diese gehen nun in einen Wettbewerb um die beste Klimaaktion. Eines gewinnt und gibt den Ball weiter an den Bezirk, also die nächst größere Struktur. Dieser geht nun mit den anderen 22 Bezirken in einen Wettbewerb, aus dem einer als Sieger hervorgeht.
Dieser übergibt an die nächst größere Struktur, also an das Bundesland, das wiederum mit den anderen 8 Bundesländern in die Challenge geht. Der Sieger übergibt an Österreich, das wiederum mit anderen europäischen Staaten in den Wettbewerb geht. Danach geht es an Europa, das gegen andere Kontinente antritt.

Parallel dazu gibt jeder Gewinner den Ball auch an seine eigene Struktur weiter, also das Grätzl an die anderen Grätzl, die eine Runde nach der anderen ausspielen, bis alle durch sind.

Was es bringt:
Eine Menge guter Klimaaktionen
Die Herausforderung, der Wettbewerb liegt den Menschen in der Natur, ist also motivierend
Es ist auch verbindend, also Kooperation
Das Spiel ist leicht verständlich und gut medial verwertbar
Es kostet nicht viel und ist administrierbar
Es ist politisch neutral, also parteiübergreifend
Wenn erfolgreich: leicht wiederholbar
Es gibt keine Verlierer

Hürden, die zu überwinden sind:
1.) Es gibt im Grätzl keine Struktur, also niemand, der dafür spricht. Lösung: über imGrätzl.at arbeiten
2.) Wer trägt die Aktion? Lösung: alle gemeinsam, mit einer basisdemokratischen Struktur. Jedes Grätzl entsendet eine beliebige Person, alle zusammen bilden das Komitee. Aus jedem Komitee wird im Konsens-Prinzip (ein Werkzeug aus der Soziokratie) eine Person gewählt, die auf der nächst höheren Ebene in das Komitee kommt.

Wie wir Afrika plündern – Teil 1: Die Geschichte mit der Holzkohle

„Reiss´ ma am Wochenende a Grillerei an?“

Wer freut sich da nicht? In den letzten Jahren ist das europaweit immer mehr in Mode gekommen. Schnell ein paar Koteletts und Käsekrainer gekauft und von der Tankstelle noch einen Sack Holzkohle – schon kann es losgehen.

Ganz ehrlich: Wer schaut da auf die Herkunft der Holzkohle? Fast niemand, und diejenigen, die es doch tun, scheitern kläglich, weil die Herkunft nicht ausgewiesen werden muss.
In Deutschland wurde daraufhin die Holzkohle untersucht und dabei ein Tropenholzanteil von 40% festgestellt. Das ist eine europaweit unvorstellbare Menge an Holz, das zu einem guten Teil überhaupt nicht geschlägert werden dürfte, weil es auf der Liste der gefährdeten Holzarten steht.

Dafür ist es billig und das ist auch das Kriterium, das die meisten von uns an der Tankstelle beim Holzkohlekauf haben. Und dabei ist es egal, wieso es so billig ist, denn wir haben auf den ersten Blick daraus ja nur Vorteile und keine Nachteile.

Um es kurz zu machen: die meiste Kohle stammt aus den Tropen Afrikas. Dort z.B. aus Nigeria, wo wild und illegal Wälder geschlägert werden. 10 Tonnen Holz braucht man um 1 Tonne Holzkohle zu erzeugen. Das Land ist danach zur Erosion freigegeben, die nicht mehr vorhandenen Bäume erzeugen keinen Sauerstoff mehr und die Verkohlung des Holzes lässt CO2 in die Atmosphäre. Die dadurch sich verstärkende Klimakrise treibt in den nächsten Jahren Millionen Menschen in die Flucht.

Das ist ungefähr das letzte, was wir an einem lauschigen Sommerabend mit einem Bier in der Hand wissen wollen. Auch nicht die Bedingungen, unter denen die Menschen arbeiten, die diese Kohle erzeugen. Wir wollen auch nicht wissen, wie viel sie verdienen oder nicht verdienen (Ein Sack Holzkohle bringt 3 Dollar) und die Umweltverschmutzung durch die mit Schweröl betriebenen Containerfrachter ist uns auch herzlich egal, wenn wir in unser Steak beissen.

Vielleicht noch ein gutes Schnapserl zur Verdauung? Das schmeckt besser als die Gewissheit, dass die Menschen in Nigeria mit dem abgeholzten, kaputten Land nichts mehr anfangen können und früher oder später gezwungen sind von dort wegzugehen. Der Weg führt sie in die Städte und von dort nach Europa. Und wir suhlen uns dann in der gespielten Verwunderung, wieso diese Menschen nicht dort bleiben, wo sie herkommen – Nigeria ist übrigens das afrikanische Land, aus dem die meisten Menschen zu uns kommen.

WIR haben daran auf keinen Fall Schuld. Wir kaufen ja nur Holzkohle, weil wir sie für unser Freizeitvergnügen brauchen – was kann daran schlecht sein?
Und wir wollen möglichst wenig für unser Freizeitvergnügen zahlen, damit wir uns mehr Freizeitvergnügen leisten können. Zwei Grillsommerabende sind schließlich besser als einer.

Daher wählen wir auch gerne Parteien, die den billigen Import von Tropenholzkohle fördern, indem sie entsprechende Gesetze beschließen. Die EU unterstützt hier fleißig und ermöglicht, dass Kohle über den Umweg z.B. nach Polen quasi „weißgewaschen“ wird. Sie kommt dann aus einem anderen EU-Land nach Deutschland oder Österreich und gilt als sauber.

Letztlich sind es also schon wir, die mit unseren Entscheidungen bestimmen, was in Afrika passiert. Auch wenn es sehr bequem ist das nicht zu sehen.

Es wäre übrigens ziemlich einfach damit aufzuhören. Wir bräuchten nur darauf bestehen heimische Holzkohle zu kaufen. Die gibt es und sie hat mehrere Vorteile:
1.) Dank moderner Fertigungsmethoden braucht man nur 2,5 Tonnen Holz für eine Tonne Holzkohle, kann also viermal so viel erzeugen.
2.) In Europa kann man nachhaltige Forstwirtschaft betreiben, Holz von dort ist also okay.
3.) Wir schaffen damit europäische Arbeitsplätze.
4.) Die Umweltschäden beim Transport sind niedriger.

Organisationen, die helfen gute Holzkohle zu etablieren, ist z.B. der Forest Trust: http://www.tft-earth.org/
Kaufen kann man die gute Kohle auch in Österreich: http://holzkohle.at/Koehlerei/Verkauf.html

Und die Menschen in Afrika?
Unser Herr Bundeskanzler hat neulich bekräftigt, dass man Afrika bitte nicht den Chinesen überlassen darf. („Das wollen wir gefälligst selbst ausplündern“ hat er nicht dazu gesagt. Muss er auch nicht. Es ist sowieso nicht anders interpretierbar, wenn wir uns ansehen, wie die Handelsabkommen aussehen, die in den letzten Jahren geschlossen wurden.)
Die Menschen in Afrika helfen sich übrigens selbst. Sie haben z.B. im Kongo mit Hilfe des WWF spezielle Öfen entwickelt, die den Verbrauch halbieren. Und sie pflanzen neue Bäume und erzeugen aus denen mehr und bessere Holzkohle. Das tun sie ganz von sich aus, wenn wir sie lassen.

Ich werde an dieser Stelle gegen die Bequemlichkeit ankämpfen und noch zahlreiche Beispiele schildern, wie wir Afrika plündern.

Wie wir an Afrika verdienen

Es ist manchmal erschütternd zu sehen, mit welcher Dreistigkeit Europa in Afrika vorgeht. Ein Dokumentarfilm („Konzerne als Retter?“) hat dieses Thema aufgegriffen und anhand von 7 Projekten gezeigt, wie das funktioniert.

1.) Erdäpfel für Kenia
Auf den ersten Blick klingt das gut: Durch Ertragssteigerung soll der Hunger bekämpft werden. Erdäpfel sind nahrhaft und werden von 800.000 Kleinbauern in Kenia angepflanzt. Wenn man verbessertes Saatgut unter die Bauern bringt, so lässt sich die Erntemenge deutlich steigern und die Bauern bekommen erstens mehr Geld und zweitens sind größere Mengen vorhanden.

Also fördert man über eine Gesellschaft für Zusammenarbeit dieses Projekt, an dem vor allem gewinnorientierte Unternehmen aus Deutschland beteiligt sind. Ein Betrieb in Kenia erzeugt das potente Saatgut, das jedoch 25 Euro pro Sack kostet und somit nur für wohlhabende Bauern in Frage kommt.
Da es sich dabei um holländische und andere europäische Erdäpfelsorten handelt, müssen diese mit Düngemittel und Pestiziden versorgt werden. Das und die notwendigen industriellen Großmaschinen liefern deutsche Hersteller.
Gefragt sind vor allem Sorten, die sich für die Weiterverarbeitung zu Fast Food eignen (Pommes).

Fazit: Zur Hungerbekämpfung oder um Kleinbauern zu fördern eignet sich dieses Projekt nicht, für das Entwicklungshilfegelder eingesetzt werden.

2.) Dr. Oetker
Über einen Hilfsfonds werden zwei Millionen Euro Entwicklungshilfegeld in eine Firma investiert, die in Nairobi von einem Deutschen betrieben wird und in Deutschland erzeugte Pizzae, Tiefkühlbeeren und Torten nach Kenia importiert.
Dazu braucht man eine lückenlose Kühlkette und somit wird das Geld für Kühlmaschinen bzw. Kühlhäuser ausgegeben.
Abgesehen davon, dass die Umweltbilanz einer solchen importierten Tiefkühlpizza katastrophal ist, kann sich nur die kenianische Oberschicht diese Pizzae leisten. Man könnte sie auch in Kenia erzeugen, aber dann würde Dr. Oetker nicht so viel daran verdienen.
Immerhin hat der Deutsche 25 Arbeitsplätze geschaffen.

3.) Baumwolle
Sambia ist das viertärmste Land der Welt mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 52 Jahren. Die Armut ist groß, gefördert wird mit Entwicklungshilfegeld jedoch der Anbau von sogenannten „Cash Crops“, das sind Feldfrüchte, die man nicht essen kann, wie etwa Baumwolle. Die Zusammenarbeit der deutschen Entwicklungshilfegesellschaft GEZ mit profitorientierten Firmen verhindert den Aufbau staatlicher Strukturen. Die Lehrer, die Bauern punkto Baumwollanbau schulen, kommen von den Firmen, die an der Baumwolle für den Export interessiert sind und den Bauern Dünger und Pestizide verkaufen wollen.

Dagegen wäre ja noch nichts einzuwenden, aber nachhaltig ist das natürlich nicht, da keine festen Strukturen aufgebaut werden, sondern die Bauern kurzfristig mehr Einkommen haben, wenn die Weltmarktpreise entsprechend sind. Ihre Abhängigkeit von ausländischen, ausschließlich profitorientierten Konzernen (wie dem südafrikanischen NWK) maximiert sich dadurch. Wenn die Firmen nicht mehr genug verdienen, ziehen sie weiter, in ein anderes Land oder auf einen anderen Kontinent.

Die Firmen geben den Kleinbauern Kredite für Maschinen, Saatgut und Pestizide und sie kaufen ihnen die Ware ab.
Die Bauern selbst können weder Entwicklungshilfegelder beantragen noch haben sie sonst irgend einen Einfluss bzw. Rechte. Sie spielen keine wirkliche Rolle, was man auch daran erkennen kann, dass sie ohne Schutzkleidung arbeiten müssen. Die gibt es nur für ausgewählte Bauern im Einzelfall. Zynischerweise werden sie aber darauf hingewiesen, dass sie Schutzkleidung tragen müssen.

Erhaltung der Bodenqualität, Artenvielfalt, Gesundheit der Bauern – all das ist in den Businessplänen nicht vorgesehen. Das zeigt auch das nächste Beispiel:

4.) 20.000 Hektar Palmölplantagen
Wo Palmfrüchte angebaut werden, wächst keine Nahrung. Wir sind schon wieder in Sambia, ein Land, das sich offensichtlich gut zur Ausbeutung eignet. Dort hat die Firma „Zambeef“ 35 Mio. Euro von Entwicklungshilfebanken bekommen.
Die Versprechen für die vorher dort ansässige Bevölkerung wurden nicht eingelöst – weder die Schule gebaut, noch die Krankenstation noch sonst etwas.
Das ist verständlich, denn das würde Geld kosten, das den Gewinn schmälert. Und wenn die Menschen, denen man es versprochen hat, nicht die Macht haben das Versprechen einzuklagen, wäre es aus betriebswirtschaftlicher Sicht vollkommen falsch es zu bauen.
Das Land wird von der Regierung an die Firmen vergeben – wer vorher dort gewohnt hat, muss weg und hat Pech, auch wenn ihm das Land rechtlich zustehen würde. „Landgrabbing“ nennt man das übrigens.

Ökologische Richtlinien spielen bei der Plantage mit 430.000 Ölpalmen ebenfalls keine Rolle und die DEG (Deutsche Entwicklungshilfe Gesellschaft) ist keinerlei Rechenschaft schuldig, was sie mit dem Geld tut.
Das größte Problem ist hier das der Monokultur. Sie macht die Pflanzen anfällig für Schädlinge, da die Resilienz durch die Biodiversität nicht mehr gegeben ist.

Schwierig wird es, wenn man die Finanziers betrachtet. Beliebt ist z.B. der ATIF-Fonds, nach außen hin geschaffen um die Armut zu verringern. Wenn man sich die Investoren wie z.B. die Deutsche Bank ansieht, dann kommt der Verdacht auf, dass es hier um Gewinnmaximierung geht. Die Deutsche Bank ist schließlich keine Caritas, sondern ausschließlich auf Profit ausgelegt. Der Fonds sitzt in Luxemburg um keine Steuern zahlen zu müssen und finanziert private Großunternehmen.
Das Modell des Fonds: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Und das alles unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe und angeblichem „Private Public Partnershop“.

5.) Tanzania und der Kaffee
Auch hier werden die Bauern ausgebeutet.
Ein Beispiel, wie das konkret aussieht:
Der Konzern OLAM schenkt den Kleinbauern Kaffee-Setzlinge. Sie bauen jetzt statt Maniok oder Bananen den Kaffee an, den man aber nicht essen kann. Zusätzlich müssen sie beim Konzern Dünger und ev. einen Generator zur Bewässerung kaufen, weil Kaffee im Gegensatz zu dem, was vorher angebaut wurde, viel mehr Wasser braucht. Und Nahrung müssen sie auch kaufen. OLAM borgt ihnen aber gerne Geld.
Die Schulden steigen jedes Jahr, weil Kaffee erst nach vier Jahren Ertrag bringt. Die Bauern bekommen aber keinen Vertrag mit OLAM, d.h. sie haben keine Abnahmegarantie und schon gar keinen Preis.
Wenn die Ernte schlecht ist und die darauf folgende Ernte auch, stellt OLAM die Kredite fällig und bekommt das Land der Bauern. Wenn die Ernte gut ist, sinkt der Preis und die Bauern können die Kredite ebenfalls nicht zurück zahlen. OLAM bekommt das Land der Bauern, mit bereits erntefähigen und bewässerten Kaffeesetzlingen.
Toll, nicht?
Und das Beste: OLAM musste nicht einmal selbst investieren, weil sie das Geld aus einem Entwicklungshilfefonds bekommen haben. Eine Win-Win-Win Situation, nämlich für OLAM, OLAM und OLAM.

Und die Bauern? Die müssen von dort weggehen. Zum Beispiel nach Europa. Hier gelten sie dann als „Wirtschaftsflüchtlinge“, die sich bei uns bereichern wollen.

6.) Die Gewürzbauern von Sansibar
Es gibt aber auch positive Beispiele: Auf Sansibar werden Bauern mittels Förderungen geschult, damit sie z.B. die Zertifizierungen ihrer Gewürze selbst machen und sie dann verkaufen können. Hier erhält zwar auch die DEG die Förderungen, macht damit aber sinnvolle Projekte. 3x im Jahr kommt ein Berater nach Sansibar, der den Bauern Mikroorganismen mitbringen, die ihnen den Einsatz von Pestiziden ersparen bzw. dafür sorgen, dass sie weniger Gift und vor allem keinen teuren Kunstdünger brauchen.
Die Bauern können so bessere und mehr Produkte erzeugen und bekommen auch einen guten Preis. Sie bleiben eigenständig und verdienen so viel, dass sie ihre Kinder in die Schule schicken können. Das ist echte Investition in die Zukunft.

Dass die Industrie die Nahrungsprobleme dieser Welt löst, ist wohl ein Märchen. Die Welt wird zu 2/3 von Kleinbauern ernährt. Zugleich sind auch 2/3 der Hungernden dieser Welt Kleinbauern.
Vielleicht wäre es an der Zeit das Leben dieser Menschen zu entwickeln oder sie zumindest nicht auszubeuten.

Afrika als Kontinent des 21. Jahrhunderts

Auf den ersten Blick klingt das komisch: wie und warum soll ein Kontinent, der den westlichen Ländern scheinbar so unglaublich hinterherhinkt, unsere Zukunftshoffnung sein? Welch wahnwitzig-romantische Vorstellung reitet mich, so etwas zu behaupten, ja nur zu denken? Der Schwarz ist ein relativ hoffnungsloser Fall von Afrika-Fan, das muss es sein!
Ich denke, so leicht sollten wir es uns nicht machen. Ein paar Fakten:
Der afrikanische Kontinent wird derzeit hemmungslos ausgebeutet, und zwar von Europa, den USA und China – ein wenig spielen noch andere Staaten wie Indien und andere Länder in Asien auch mit.
Wir kaufen billig Rohstoffe, die wir mit entsprechender Wertschöpfung verarbeiten. Die fertigen Produkte verkaufen wir dann teuer nach Afrika und lassen uns mit den Devisen bezahlen, die wir für die Rohstoffe bezahlt haben.
So bekommen wir fast alles und die Afrikaner fast nichts. Wir werden dazu noch reicher und sie werden ärmer, weil sich ihre Länder ökonomisch nicht weiterentwickeln können (es fehlt das Geld und die Politiker sind korrupt). Das erste Pulverfass, auf dem alle sitzen, ist die Endlichkeit der Rohstoffe. Derzeit wird alles vollkommen hemmungslos abgebaut, umgeschnitten und ausgebeutet, große Teile des Regenwaldes sind bereits verschwunden und wachsen auch nicht mehr nach. Auch die Bodenschätze sind irgendwann zu Ende.
Genauso schlimm ist der Nahrungsmittelraub. Wir zwingen die Afrikaner bestimmte Pflanzen anzubauen, da wir ihnen sonst kein Geld geben. Die Ernten kaufen wir ihnen billig ab und liefern ihnen dafür unsere Nahrung um teures Geld. Gegen ihre sonstigen Exporte bauen wir Zollschranken, so dass sie keine Gewinne mit Exportwaren machen können. Bei uns hingegen müssen Lebensmittel tonnenweise vernichtet werden, weil sie entweder in bestimmte Marketingstrategien nicht hineinpassen oder aufgrund von Lobbying oder anderen politischen Kräften irgendjemand stören.
Wehe uns, wenn die Afrikaner irgendwann Internet haben und die Bilder sehen, wie lastwagenweise frisches Obst, Gemüse, Brot, Milch, Getreide, Tiefkühlwaren und andere Lebensmittel zerhackt und verbrannt oder einfach auf eine große Müllkippe geworfen werden. Hier der Überfluss, der mit hohem finanziellem Aufwand vernichtet werden muss, um irgendwelche lokalen Märkte preislich rentabel zu halten, dort der Hunger.
Ich lasse das Argument, dass wir unsere Überschüsse ja nicht den langen Weg dorthin schicken können, etwa weil das zu teuer wäre, nicht gelten. Erstens: Wieso produzieren wir diese Überschüsse – hier liegt der erste Fehler im System. Zweitens wird es erst dann richtig teuer, wenn wir die Rechnung für unsere Misswirtschaft geliefert bekommen.
Wir werden sie von den Afrikanern geliefert bekommen und sie wird sehr, sehr hoch sein, wenn wir nicht rechtzeitig einen Turnaround schaffen.
Der Grund dafür ist einfach: die Afrikaner basteln derzeit an einer riesengroßen Waffe, die all unsere Waffen locker auf einmal besiegen kann: der Bevölkerungswachstum. Während unsere Bevölkerungen schrumpfen, explodieren die Afrikaner. In einem Dokumentarfilm hat ein Afrikaner relativ emotionslos angemerkt: Wartet, bis wir zu euch kommen und dann versucht, hohe Mauern zu bauen. Es wird euch nichts nützen!
Er hat Recht – nicht mehr und nicht weniger. Derzeit kommen ein paar tausend Flüchtlinge im Jahr. Wenn es jedes Jahr 20 oder 30 Millionen sind – was machen wir dann? Wie hoch müssten die Mauern sein, hinter denen wir uns verstecken wollen? Werden wir dann Atombomben auf Afrika werfen aus irgendeinem Grund, den wir uns dann noch schnell ausdenken?
Werden wir gründlichen Mehrfachgenozid betreiben?
Wir sollten uns vielleicht die Frage stellen, warum die denn kommen wollen. Heute ist es so, dass sie sich ihr Leben, ihr Überleben tatsächlich nicht mehr leisten können. Es handelt sich nicht um wirtschaftliche Flüchtlinge, sondern um politische. Sie flüchten vor unserer Politik, die wir ihnen seit Jahrzehnten aufzwingen. Sie flüchten vor unserer Politik zu uns. Das Argument, dass es sich dort um „barfüßige Neger“ handelt, die nichts von Zivilisation verstehen, daher minderwertig sind und aufgrund interner Korruptionssysteme nichts weiterbringen, brauche ich nicht zu widerlegen. Es widerlegt sich in den nächsten Jahrzehnten von selbst.
Kein Afrikaner verlässt seine Heimat, weil es so lustig ist oder weil er sich woanders ein besseres Einkommen verspricht.
Es kommt allerdings nicht nur die Rache für unseren Arroganzmüll, den wir in ganz Afrika verstreuen, von dort wieder zu uns, sondern auch Hoffnung. Was können wir von Afrika lernen, was können wir profitieren, das es uns ermöglicht, die Augen zu öffnen?

1. Die Lebenslust
Wir versuchen mit viel Geld und noch mehr Aufwand unsere Freizeit zu füllen: wir erfinden die verrücktesten Sportarten, verausgaben uns beim Wellness, dröhnen uns mit hunderten Fernsehprogrammen zu, saufen uns an und vereinsamen in Singlehaushalten. Wir rufen an jeder Ecke nach Entertainment, wir wollen, dass eine Show die nächste jagt und spüren immer weniger Befriedigung dabei, weswegen das nächste Auto auch immer noch stärker und schneller sein muss als das vorherige.
Die Afrikaner lachen uns dafür aus. Sie nippen sehr wohl auch selbst and dieser Droge und verfallen ihr auch, es gibt aber genügend Afrikaner, die sich noch das ursprüngliche Menschsein bewahrt haben. Sie sind teilweise bettelarm und trotzdem fröhlich. Wie machen die das?

2. Die Langsamkeit
Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner haben die Zeit – sagt ein altes Sprichwort. Wir nennen es Faulheit und Müßiggang, die Afrikaner nennen es einfach „Leben“ und sind zufrieden damit. Überall dort, wo wir sie nicht mit unserer Zeitraffer- und Leistungskrankheit anstrecken, sind sie zufrieden. Sie sehen keinen Sinn darin, den ganzen Tag wie die Verrückten herumzuhetzen, um Geld zu verdienen. Wenn wir auf das verzichten würden, was wir zuviel haben, hätten wir genauso viel Zeit wie sie.

3. Die Bescheidenheit
Die unbescheidensten Afrikaner sind diejenigen, die in unseren Eliteuniversitäten studiert haben und danach in Afrika hohe Regierungsämter innehaben. Sie sind genauso gierig wie wir, daher die hohe Korruption, die es in Afrika in den meisten Staaten erwiesenermaßen gibt.
Ansonsten sind sie bescheiden in dem Sinn, dass sie mit dem zufrieden sind, was sie brauchen. Wir hingegen sind nicht einmal mit dem zufrieden, was wir NICHT brauchen. Wenn ich Freunden zuhöre, wie sie stundenlang sich darüber aufregen, dass ihnen der Autohändler die falschen Alufelgen für ihr Drittauto verkauft hat, dann wird mir das nur allzu klar.

4. Der Reichtum
Wenn wir es schaffen, unsere Wirtschaft aus dem Wahnsinn zu befreien und den Afrikanern ihre wirtschaftliche Freiheit wiederzugeben, dann warten dort unerschöpfliche Märkte, die für eine lange Zeit entsprechende Prosperität ermöglichen. Damit ist aber nicht gemeint, dass wir ihnen einfach noch mehr von dem Schrott aufdrängen, den wir derzeit erzeugen, sondern dass es sich um wertvolle Handelspartner dreht, zu denen sie sich entwickeln können.
Ein weiterer Reichtum ist das vorhandene Wissen der Afrikaner.

5. Die wahren Schätze der Natur
Noch vor 20 Jahren gab es auf Madagaskar europäische Biologen, die am Rande des Urwaldes lebten. Sie gingen einmal im Jahr für ein paar Stunden in den Wald und kamen mit so vielen neuen Pflanzenarten zurück, dass sie für ein ganzes Jahr zu tun hatten. Madagaskar hat diese Urwälder inzwischen abgeholzt, um einerseits Brennholz zu erzeugen und anderseits Tropenholz für die westliche Welt exportieren zu können und drittens, um neues Weide- und Ackerland zu schaffen, um die Überbevölkerung ernähren zu können (dafür auch das Brennholz)
Wenn wir es schaffen, die Abholzung der Regenwälder zu stoppen, helfen wir möglicherweise nicht nur unserem Erdklima, sondern können auch von den reichen Naturschätzen profitieren, die es dort gibt.