Ein Land tut was es tut

Ja, die Pause war lang – aber jetzt ist es wieder Zeit ein wenig Analyse zu liefern.

Es gab einmal ein Land in Afrika, in dem die Menschen hart arbeiten mussten, weil das Land nicht sehr fruchtbar war und man daher den wichtigsten natürlichen Reichtum nützen musste: das Meer. Also waren viele Menschen Fischer und brachten oft reiche Beute. Dann kam der Krieg in das Land und es gab für lange Zeit keine funktionierende Regierung. Das hätte den Fischern noch nichts ausgemacht, denn sie hätten ja weiterhin mit ihren Booten hinausfahren können. Dummerweise sprach es sich in der ganzen Welt herum, dass es in dem Land keine Regierung mehr gab sondern nur einander bekriegende Interessensgruppen, und so schickten viele Länder und viele große Firmen ihre Fischfangflotten aus, um die Küste vor dem afrikanischen Land zu befischen, da ihnen dort niemand die Küstenfischerei verbieten konnte, es gab ja niemand, der international offiziell Einspruch hätte erheben können.
Nach einiger Zeit gab es vor der Küste fast keine Fische mehr und die Fischer mussten zusehen, wie die großen industriellen Fangflotten ihr Meer ausraubten. Dafür bekamen die Amerikaner, Japaner und Europäer billigen Thunfisch, was die Menschen dort sehr schön fanden.
Doch die großen, mächtigen Staaten taten noch etwas anderes: Sie schickten andere Schiffe, die nicht etwas aus dem Meer holten, sondern etwas ins Meer hineinwarfen, nämlich jede Menge Giftmüll, viel davon radioaktiv. Auch das war straffrei möglich, da es ja keine Regierung gab, die sich wehren hätte können. Die Küste wurde so zu einer beliebten Gratismüllhalde.
Beim großen Tsunami spülten die Wellen jede Menge Fässer und andere Reste des versenkten Giftmülls an Land und die Menschen wussten jetzt, woher die vielen Krankheiten (Hautgeschwüre, Krebs) kamen, die vor allem ihre Kinder plötzlich hatten, die gerne am Strand spielten.

Zu dieser Zeit und schon in den Jahren davor hatten die Amerikaner wieder einmal ein bisschen Krieg führen müssen und da das Land strategisch günstig lag und es dort auch einige wohlhabende Menschen gab, die gerne etwas Krieg führen wollten, stopfte man das Land mit Waffen voll und machte mit dem armen Land noch weitere fette Gewinne.

Dann entdeckten die Menschen an der Küste, dass sie sich wehren konnten. Erstens gab es Waffen in Hülle und Fülle und zweitens hatte man ja noch Boote, mit denen man fahren konnte. Also fuhren sie hinaus und verjagten die großen Fischereiflotten. Diese waren für lange Zeit wehrlos und verließen dann langsam die Gewässer vor der Küste des Landes, weil es ihnen zu gefährlich wurde und man konnte in vielen anderen Gebieten dieser Erde auch problemlos Profit machen.

So entdeckten sie, dass sie mit ihren Waffen Geld verdienen konnten. Da sie auch clevere Leute waren, weiteten sie diese Einnahmequelle aus und überfielen auch das eine oder andere Handelsschiff und holten sich fette Beute. Die beste Beute jedoch, das entdeckten sie recht schnell, waren die Schiffe selbst, denn die Ware darauf war erstens viel wert und wurde zweitens dringend benötigt. Da sich vor ihrer Küste etwa zwanzig Prozent des weltweiten Schiffshandelsverkehrs bewegte, gab es Schiffe in Hülle und Fülle und sie transportieren jede Art von Ware (wenn der Suezkanal für 48 Stunden gesperrt wird, gehen viele europäischen Spitälern etwa die Spritzen aus).

Nun professionalisierten die Küstenbewohner ihre Einnahmequelle und überfielen immer mehr Schiffe und nahmen die Besatzung als Geiseln. Bis auf wenige Unfälle kamen auch nicht viele Menschen zu Schaden und die Leute und Firmen, die an der Ware interessiert waren, zahlten brav Lösegelder.

Mit der Zeit tat sich ein weiteres Problem auf: An der Küsten hatten die neuen Unternehmer jetzt viel Geld und so stiegen die Preise für alle Art von Waren schnell an. Alle, die nicht bei dem lukrativen Geschäft dabei waren, etwa weil sie diese Tätigkeit verachteten oder aus sonst einem Grund nicht mitmachen wollten, kamen in die Zwickmühle, da sie sich ihre Leben nicht mehr leisten konnten. Für die jungen Männer gab es nur die Alternative ein karges muslimisches Glaubensleben vorzuziehen und das war nicht sehr verlockend. Also machten sie mit.

Mit der Zeit begannen sich die internationalen Großkonzerne zu wehren, da das neue Business für sie zu teuer wurde, obwohl es sehr gut kalkulierbar war. Die Preise stiegen zwar schnell an, aber man wusste inzwischen, was man für welche Menge an Ladung und Schiffsgröße zu zahlen hatte und plante das in die Kosten mit ein. Das Geld wurde in wasserfesten Behältern von Flugzeugen abgeworfen und die Küstenbewohner holten es sich – dann durfte das Schiff mitsamt seiner Fracht weiterfahren. Die Küstenbewohner kalkulierten das Lösegeld letztlich nach marktwirtschaftlichen Kriterien, die in jeder Betriebswirtschaftsvorlesung als Beispiel gelten könnten: Sie wussten ungefähr, was die Liegezeiten bzw. die Verzögerungen den Reedereien an Geld kosten und auch, was die Umwegroute um das Kap der guten Hoffnung (Afrikas Südspitze) kostete – nämlich eine Menge Diesel, Mannschaftslohn und drei Wochen an Zeit. So berechneten sie das Geld gerade so hoch, dass es sich für die Reeder nicht auszahlte, eine Alternative zu wählen.

Noch ein interessanter Nebeneffekt trat auf: Vor der Küste des armen afrikanischen Landes erholten sich die Fischbestände, da die großen Raubflotten sich jetzt endgültig nicht mehr hintrauten. Das war schließlich der einzige Ort auf der Welt, an dem sich die Bestände erholen konnten.

Nach ein paar Jahren war die neue Einnahmequelle der wichtigste Wirtschaftszweig des afrikanischen Landes geworden. Die eingesetzten Militärkräfte waren wegen der Größe des Gebiets und der zunehmend besseren Organisation und Ausrüstung der Küstenbewohner nicht in der Lage, die Schiffe ausreichend zu schützen und festgenommene Piraten konnten vor kein ordentliches Gericht gestellt werden – denn wo sollte dieses sein? Außerdem hatte man das Problem, dass es sehr schwierig war, anständige Fischer von den Küstenbewohnern mit dem neuen Geschäftsmodell zu unterscheiden. Außerdem haben die Küstenbewohner wenig zu verlieren: in ihrer Hauptstadt ist die Gefahr erschossen zu werden noch viel höher als auf See. Daher ist es auch sehr schwer, Geiseln ohne Verluste aus ihren Händen zu befreien.

Viele der Küstenbewohner sind sehr jung und haben Zugang zu Drogen. Sie sind unberechenbar und glauben nur an den Krieg und an Allah und man kann mit ihnen nicht gut verhandeln.

Wer ist Schuld an der Situation dieser Situation und was ist zu tun? Es wäre an der Zeit, dass das Land in Afrika wieder zur Ruhe kommt und die Küstenbewohner wieder Fische fangen, so wie früher, denn diese Geschichte spielt heute und das Land in Afrika gibt es wirklich.

Demokratie in der Krise?

Ein paar Überlegungen anlässlich der Scobel-Sendung November 2010

Der britische Politikwissenschafter und Soziologe Colin Crouch hat unser System als „Post-Demokratie“ bezeichnet: die Wahlbeteiligung sinkt beständig, das Volk reagiert apathisch, die politischen Entscheidungen werden wie Unternehmensentscheidungen getroffen: oben im „Vorstand“ und ohne jegliche Transparenz nach außen, zugänglich nur für Machtfiguren aus der Wirtschaft und deren Lobbies.
Die politischen Inhalte verlieren an Bedeutung, es geht um ein Gesamtprodukt mit Aushängefiguren, die vermarktet werden. WAS jemand vertritt, ist weitgehend egal, WIE es dargestellt wird, entscheidet das Wahlverhalten.

Nun stellt sich die Frage, wohin entwickelt sich eine Post-Demokratie? Was ist der nächste „logische“ Schritt?

Schon bei den Menschenaffen ist es so, dass sich in Friedenszeiten Gruppen und Kooperationen bilden, in Krisenzeiten jedoch ein Individuum die autoritäre Führung übernimmt.
Nun ist die Herrschaft Einzelner, also das Modell der Diktatur, umso schädlicher je größer die Gesellschaft ist. Es muss also das Führungsmodell auf eine neue Ebene gehoben werden.

Wie kann das aussehen?

Vielleicht steht uns eine neue Form der Basisdemokratie bevor? Zuerst einmal muss mit einem kleinen Irrtum bzw. einer Unschärfe ausgeräumt werden: Jede Demokratie ist Basisdemokratie, es kommt nur darauf an, auf welcher Ebene man sie sucht. Diejenige, die auf allen Ebenen die Basis entscheiden lässt, ist nicht praktikabel, weil zu träge für viele wichtige Entscheidungen.
Das Gegenteil, die in jeder Form repräsentative Demokratie ist genauso wenig praktikabel, weil sie dazu tendiert, langsam aber sicher alle Entscheidungen immer weiter nach oben zu delegieren, bis sie zu einer mehr oder weniger milden Form der Diktatur mit schöner Demokratie-Fassade wird.

Wir brauchen wahrscheinlich eine neue Form, etwa durch partizipativ organisierte Gesellschaftsgruppen, die informationsmäßig gut vernetzt sind. Das Medium dazu ist schon erfunden und man probiert damit die ersten wackeligen Schritte: Im Internet agieren Communities und testen, wie Vernetzung funktioniert. Das ist massiv verbesserungswürdig, aber die Zeichen zeigen, in welche Richtung es gehen kann:

Neue Plattformen

1.) Großkonzerne können nicht mehr beliebig agieren, wenn sie sich durch gute Kontakte zu Politik und Medien absichern – das reicht nicht mehr. Sie schaffen es auch nicht, die sozialen Netzwerke zu infiltrieren und zu manipulieren, denn dazu fehlen ihnen die Ressourcen, die letztlich gegen unendlich gehen würden: Irgendwo sitzt immer einer, der es sagt, der es gesehen hat, der es auf Video hat etc.

2.) Auch Staaten können nicht mehr beliebig agieren: wenn überall eine Kamera mitläuft, dann kann man nicht mehr unbeobachtet Journalisten erschießen oder Menschenrechte einfach außer Acht lassen. Die aktuelle Diskussion rund um Wikileaks zeigt gut, wie laut die Mächtigen aufschreien, wenn man hinter ihre Machenschaften kommt. Egal wie Wikileaks organisiert und selbst fehlbar ist – es setzt ein Zeichen.

3.) Wikipedia zeigt die Selbstkorrekturmechanismen, die bisher die freie Marktwirtschaft für sich reklamiert hat und damit meines Erachtens gescheitert ist: Märkte regulieren sich nicht von selbst, sondern sie werden reguliert, entweder bewusst demokratisch/politisch, oder durch Kräfte mit kurzfristigen Individualinteressen oder duch eine sich verändernde Umwelt: Wenn man natürliche Ressourcen ohne Maß und Ziel ausbeutet und den eigenen Lebensraum vergiftet, schlägt das irgendwann zurück und wird zu quasi „natürlichen“ Regulator der Märkte.
Im Internet bauen sich echte Selbstregulatoren gerade auf. Man hat lange gezetert, dass Wikipedia zu einem unseriösen Schlachtfeld einiger weniger Selbstdarsteller werden könnte – diese Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet, die Korrekturmöglichkeiten und tatsächlichen Korrekturen einer großen Menge engagierter Partizipienten zeigt, dass es doch geht.

Neues Engagement

Hier sind wir bei einem wichtigen Punkt angelangt: Wie werden aus verwöhnten, fetten Couch-Potatoes politisch engagierte Menschen? Das ist nicht leicht zu bewerkstelligen, ein Ansatz besteht jedoch darin, die existierenden Kanäle zu nützen und die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen: Wenn es möglich ist, von der Couch aus zu partizipieren, dann machen einige mit. Facebook zeigt wie Menschen Lust bekommen mitzumachen, mitzureden, mitzudiskutieren. Der Weg zu politischem Engagement ist hier ev. schon ein wenig kürzer geworden.
Wenn es dazu noch möglich ist, sich den Kick des „Real life“ zu besorgen, dann machen noch einige mehr mit. In New York City gibt es das „Museum of Natural History“. Dort findet man (oder fand man, ich war schon lange nicht mehr dort) einen Wald aus Plastikbäumen mit Plastikvögeln und Waldgeräuschen aus dem Lautsprecher. Dieses bizarre Szenario ist für New Yorker Kinder, die noch nie in einem realen Wald waren, und von denen gab es zumindest in den 1980er Jahren eine Menge.
Nach einiger Zeit im „Second Life“ gieren die Menschen nach einem „First Life“ und sind auch bereit, sich wieder im realen Leben zu treffen.

Fazit

In bzw. nach der nächsten Wirtschaftskrise wird sich zeigen, wie kräftig die neuen Triebe der Demokratie sind oder ob wir noch eine Zusatzrunde Faschismus, Diktatur oder Ähnliches brauchen, bis wir für Neues bereit sind.

Autos als Zeitbombe

Das folgende Bild zeigt einen Blick aus meinem Fenster, der sich jedes Jahr wiederholt:

Autos.jpg

Bild: Verschneite Autos

Wenn es schneit, dann kann man gut erkennen, welche Autos gebraucht werden und welche die Menschen nur haben um sie zu haben bzw. weil der Nachbar auch eins hat bzw. weil man über Jahrzehnte gelernt hat: Nur wer ein eigenes Auto hat, ist ein Mensch.
Wenn es über längere Zeit kalt bleibt und der Schnee nicht wegtaut, dann bleibt ca. die Hälfte aller Autos unbenützt stehen. An einem schönen Sommersonntag hingegen sieht es in meiner Gasse aus wie in einem Science-Fiction Film: alles autofrei, fast gespenstisch. Dann fahren die Leute ins Grüne, zum Schnitzerl essen oder sonstwohin.

Warum rede ich von einer Zeitbombe? Angenommen es kommt irgendwann wieder ein kleines Kriserl daher oder es geschieht das völlig Unmögliche und Undenkbare und der Benzinpreis steigt. Irgendwo ist eine Schwelle, über der die Menschen das loswerden wollen, was viel Geld kostet und eigentlich überhaupt nicht gebraucht wird. Das wird lange dauern, denn Autos sind bei uns heiliger als die Kühe in Indien, sie haben durchaus Fetisch-Status, sind Ausdruck von Männlichkeit und sozialem Status, Uterus-Ersatz und noch vieles mehr (das ist alles bestens erforscht). Aber irgendwann werden die Leute beginnen, ihre Zweitautos zu verkaufen und es werden innerhalb weniger Monate zigtausend Autos auf den Gebrauchtwagenmarkt drängen. Dann wird es lustig, denn das bedeutet einen kompletten Zusammenbruch des Marktes, mit anderen Worten: der Kübel ist nichts mehr wert, auch wenn man dafür noch vor kurzer Zeit sein letztes Hemd hergegeben hat.

Das wird möglicherweise ein gesellschaftlicher und natürlich wirtschaftlicher Treiber sein, der nicht zu unterschätzen ist. Dann wird es notwendig sein, den Begriff Mobilität mit neuen Werten zu versehen, die dann zeitgerechter sein müssen als die jetzigen Werte.

Das wird eine spannende Zeit mit steigender Volksgesundheit (mehr Radfahrer, so wie schon an vielen Plätzen in Europa), mehr Elektro-Roller und auf einmal wird man erkennen, dass es auch anders geht („Wie haben es unsere Eltern geschafft zu leben – mit Kindern und ohne Mini-Van? Das geht doch gar nicht, wie soll ich denn ohne…“).

Guckuck – wo bin ich?

Der neueste Schrei im Werbesektor heißt „Location based marketing“ und bedeutet, man gibt seinen eigenen, persönlichen Aufenthaltsort bekannt, damit diverse Firmen einem per SMS wichtige und wertvolle Tipps geben können, wofür man genau dort zu dieser Zeit sein Geld ausgeben könnte.

Als Vorteil wird angegeben, man bekäme dann da und dort einen Gutschein („kommen Sie jetzt zu Starbucks gleich eine Gasse links und trinken Sie einen Kaffee um nur 4,80- Euro“) und würde sich damit Geld ersparen.
Endlich wüsste man, wo das nächste Mittagessen zu bekommen ist und müsste nicht mehr stundenlang herumirren, verzweifelt auf der Suche nach einem Geschäft, in dem man endlich sein überschüssiges Geld loswerden kann.

Laut pressetext-Bericht funktioniert das bisher eher mäßig, die Betreiber sind jedoch äußerst zuversichtlich, dass das der Heuler schlechthin wird (müssen sie auch, sie haben ja genug investiert).

Mir steigen da eher die Grausbirnen auf: Alle zwei Minuten piepst mein Handy wie verrückt, weil ich schon wieder eine wichtige Werbe-SMS bekommen habe. Es wird ja versprochen, dass man nur „relevante“ Produkte beworben bekommt, aber ich bin mir da nicht so sicher. Ich glaube nämlich nicht, dass mich vorher jemand genau nach meinen Bedürfnissen fragen wird. Muss er nicht, weil was ich will lässt sich aus dem „Kontext“ und „vorhandenen Statistiken“ herauslesen? Glaub ich nicht. Das sieht dann etwa so aus: „70 % der Männer Mitte 40 trinken durchschnittlich 3 Kaffee am Tag“ – daher bekomme ich eine SMS von Starbucks, weil das muss ja für mich relevant sein. Ich mag Starbucks aber nicht, das weiß die Statistik nur nicht.

Ich habe den Verdacht, dass die Werbeindustrie hier mit einem psychologischen Trick arbeitet: Von 100 Menschen, die an einer Kaffeefahrt teilnehmen oder an einem riesigen Berg mit CDs vorbei gehen oder oder… kaufen zumindest ein paar etwas, die das gar nicht vor hatten und das Zeug auch überhaupt nicht brauchen.
Es geht also nicht darum, die KonsumentInnen bei der Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu unterstützen, sondern ihnen noch zusätzlich was reinzudrücken.

Ich bin gespannt, ob die Menschen schon reif genug sind, um damit gut umzugehen.

Indirekter Kannibalismus – wir essen afrikanische Kinder

Ha, was für eine schreierische Überschrift!

Und doch steckt was dahinter. In seiner Doku „schmutzige Schokolade“ beschreibt Miki Mistrati wie speziell im westafrikanischen Staat Mali Kinder gekidnapped werden, um sie auf den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste Kinder-Sklavenarbeit verrichten zu lassen.

Die großen Schokoladehersteller und Kakaoimporteure bestreiten natürlich, davon zu wissen und haben 2001 eine Alibi-Resolution unterschrieben, wo sie sich dazu bekennen, bis 2007 ein Ende dieser traurigen Entwicklung herbeizuführen.

6 bittere Jahre für viele Kinder, aber das ist noch nicht alles: Es hat sich nämlich nichts geändert, die Kinder arbeiten weiterhin auf den Plantagen und die Konzerne wie Nestlé streichen fette Gewinne ein. Für die Manager ist das eine tolle Sache: die wenigsten Konsumenten interessiert das, die europäischen Gesetzgebungen biegt man mit teurem Lobbying hin (das Geld dazu hat man ja) und dem dritten und vierten Mercedes steht nichts mehr im Wege!

Ich gehe in meiner Interpretation noch einen Schritt weiter und bin der Meinung, dass wir indirekten Kannibalismus betreiben. Man kann einen Menschen direkt aufessen oder man kann durch bestimmte Entwicklungen, die man fördert oder zumindest nicht behindert, dafür sorgen, dass andere Menschen bei der Erzeugung unserer Genussmittel leiden, hungern, krank werden oder sterben.

Das Resultat ist nicht so viel anders: wir haben mehr im Bauch und dort (weit weg und die Medien berichten nicht darüber und wenn sie es tun, dann so, dass man nicht hinsehen muss) stirbt jemand. Dass es sich dabei um Kinder handelt, sollte in einer Gesellschaft, die liebend gerne das zarte Spanferkel isst und erst dann das Fleisch einer alten Sau, niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken.

Selbstverständlich haben die Verantwortlichen jede Menge gute Ausreden parat:
„Wir handeln gesetzeskonform.“
„Wir wissen von nichts.“
„Wir haben ohnehin alles getan was möglich ist.“
„Wenn wir das nicht tun, machen es die anderen.“
„Das ist der freie Markt.“
„Dazu kann ich leider gar nichts sagen.“
„Unsere Presseabteilung wird sich mit ihnen in Verbindung setzen.“
„Kein Kommentar.“

Ach ja: Im Supermarkt ums Eck ist gerade eine Aktion: Minus 25 Prozent auf alle Schokoladewaren bis Ende der Woche. Mahlzeit!