Wieder in Afrika – Tag 14

Ich habe das Gefühl, dass die Luftfeuchtigkeit von Tag zu Tag zunimmt. Gestern gab es auch einen kurzen Regenguss und hin und wieder Gewitterwolken. Asye meint, dass die Regenzeit wohl bald kommen würde, da die sonst übliche Erfrischung nach einem Gewitter jetzt nicht mehr da wäre.

Und dann gibt es noch die Mosquitos, am ersten Abend fast keine, am zweiten sehr viele, in der dritten Nacht wieder etwas weniger. Leider schaffen sie es trotz eines sehr guten Netzes irgendwie hinein zu kommen. Sie warten dann auf der Innenseite des Netzes bis ich schlafen gehe. Dann höre ich ein vielstimmiges Sirren vor allem von außerhalb des Netzes. Als es mir zu blöd wird ständig auf Gelsenjagd zu gehen, hole ich mir einen Spray und räuchere sie aus. Tierliebe darf Grenzen kennen.
Zudem schmerzt eine Stelle am Rücken, die ich gestern vergessen habe einzuschmieren. Die Sonne ist hier so stark, dass es ohne entsprechenden Sonnenschutzfaktor (30 aufwärts) einfach nicht geht, vor allem für Bleichgesichter nach einem langen Winter.

Exkurs: Ökologie auf Sansibar
Die Menge an Plastikmüll ist hier nicht ganz so drastisch wie in Kenia, aber auch nicht sehr viel weniger. Vor allem am Strand liegt jede Menge davon herum, in erster Linie Plastikflaschen, alte Flip-Flops, Aludosen und noch einiges mehr. Ich habe niemand gesehen, der den Müll wegräumen würde, nur vor den Ressorts rechen sie den Tang weg und vergraben ihn im Sand.
Ich habe die Vermutung, dass das gleiche gilt wie in Kenia: Plastik ist irgendwie „not in their mind“, sie sehen es nicht oder es ist ihnen egal. Ich weiß auch nicht, was sie mit ihrem Hausmüll machen – wahrscheinlich landet er auf einer Deponie oder wird einfach verbrannt.
Ihr Wasser beziehen sie aus der ominösen Höhle, von der ich schon berichtet habe. Der Strom kommt angeblich vom Festland und wird über eine Untersee-Leitung auf die Insel gebracht. Wie er in Tansania erzeugt wird, konnte mir niemand sagen.
Umweltschutz ist kein wirkliches Thema, wenngleich sie immerhin für ihren Strand kämpfen, indem sie die Parzellen in der ersten Reihe an finanzkräftige Ausländer verkauft haben. Allerdings dürfen Ausländer hier kein Land besitzen und deswegen läuft das über Strohmänner – unser Pandu ist z.B. so einer.
Was mir noch aufgefallen ist: Es gibt fast keine neuen Kokospalmen. Diese prägen sehr das Bild, aber die meisten sind schon relativ groß und somit älter. Kokospalmen spenden nicht nur Schatten und liefern vielseitig verwendbare Nüsse, sondern stützen auch den Strand vor Auswaschung. Das wird in den nächsten Jahren noch ein wichtiges Thema, nicht nur hier auf Sansibar.

müll

Bild: Müll am Strand

Heute ist Schnorcheln am Programm. Asye hat gute Kontakte zu Captain Dulla (eigentlich Abdullah) und ich bin schon sehr gespannt, wie die Lagune aussieht. Wir fahren mit einer Dhau hinaus, das ist immer wieder eine spannende Sache, denn die Einbäume mit ihren zwei Auslegern fahren sich recht witzig. Am besten bedient man sie zu zweit und die Dinger sind immer noch so konstruiert wie schon vor hunderten von Jahren. Damals waren die Dhaus die einzigen Segelboote, die aufkreuzen konnten. Die Europäer hatten dagegen keine Chance, weil sie immer nur mit dem Wind segeln konnten.
Die optimale Zeit ist zwischen Ebbe und Flut, in diesem Fall um 09:30 am Vormittag, also nach dem guten Frühstück.
Ich habe meine eigene Taucherbrille mit (geschliffen wegen der Kurzsichtigkeit), aber keine Flossen. Dulla hat die größten mitgenommen, die er finden konnte, aber sie sind mir zu klein und nach einer halben Stunde ziehe ich sie aus und schnorchle einfach ohne Flossen weiter.
Das Meer ist ruhig und die 10 Dollar waren eine gute Investition. Ich sehe viele alte Korallenblöcke, die abgestorben sind, aber von neuen Korallen wieder besiedelt werden. Zumindest an dieser Stelle in der Lagune sieht es gar nicht so schlecht aus, auch der Reichtum an Korallenfischen ist ganz okay, wenngleich auch nichts gegen das, was es früher gab.
Irgendwann fängt es zu regnen an, was beim Schnorcheln ein witziges Gefühl erzeugt, wenn der Regen auf den Rücken prasselt. Es ist schon etwas mehr als nur ein kurzes Gewitter und als ich bei der Dhau auftauche, sehe ich Dulla wie er gerade genüsslich Zähne putzt. Sein Kollege hält derweilen unter dem Segel ein kleines Nickerchen, alles ist hier eigentlich immer entspannt, ober und unter Wasser.
Es gibt für die Schnorcheltour auch kein Zeitlimit, als ich genug habe, segeln wir einfach wieder zurück.

Am Strand kann ich mir die Seaweed-Plantage genauer ansehen. Sie wirkt zum Teil nicht sehr gepflegt und auf Nachfrage erfahre ich, dass das sehr von dem Engagement der Frauen abhängt, ob eine Plantage gut oder schlecht betreut wird. Es handelt sich dabei um einer schwierige Aufgabe: kleine Büschel werden mit Nylonschnüren an längsgespannte Trägerschnüre angebunden und wachsen dann bis zur Ernte. Kleine Ableger können als Setzlinge verwendet werden.

seegras.jpg

Bild: Seetang-Plantage

gras.jpg

Bild: Einzelne Seaweed-Büschel

Exkurs: Seaweed
Mein Nachbar hat zufällig die Seetang-Projekte mit aufgebaut und mich über die Hintergründe und Details aufgeklärt. Ein Schweizer hat die Idee vor vielen Jahren nach Sansibar gebracht und längere Zeit geforscht, bis er herausgefunden hatte, welche Seetangsorte wo am besten wächst. Wobei – genau genommen sind es ja Algen.
Die größten Pflanzungen sind auf der nördlich gelegenen Insel Pemba, aber es gibt sie auch in Jambiani. Es arbeiten ca. 25.000 Frauen in der Seaweed-Industrie, insgesamt schätzt man, dass ca. 150.000 Menschen davon leben. Das ist eine Menge, doch leider ist dieses aufkeimende und eigentlich zukunftsweisende Geschäft durch die Meereserwärmung ernsthaft gefährdet.
Die ursprüngliche Herausforderung bestand vor allem darin, dass die Männer es nur sehr ungern sahen und tw. immer noch sehen, wenn die Frauen eigenständig Geld verdienen. Es dauerte lang, bis hier erste Schritte möglich waren und mit einem Boot zu den besseren Pflanzgründen hinausfahren dürfen sie bis heute nicht. Reich werden sie ohnehin nicht – für ein Paket bekommen sie gerade mal 400 Shilling, das sind ca. 20 Euro-Cent.
Es ist jedoch nicht nur die Emanzipation der Frauen, auch das Potenzial des Seetangs selbst macht den Anbau höchst sinnvoll. Er kann für viele verschiedene Stoffe als erstklassiger Ersatz dienen, nicht zuletzt für Palmöl. Hoffen wir, dass dies auch in Sansibar von den richtigen Leuten erkannt wird.

Auch heute wird die Suche nach einem offenen und guten Restaurant zur Herausforderung. Wie immer gibt es Fisch nur in kleinen Stücken und wir finden auch heraus, was dahinter steckt: In den Küchen haben sie meistens keinen Strom und nur einen ein- oder zweiflammigen Gaskocher. Sie sind logistisch einfach überfordert.
Trotzdem essen wir gut und freuen uns auf den nächsten Tag, an dem wir eine Spicefarm besichtigen werden.

Wieder in Afrika – Tag 13

Trotz Wind war es eine heiße Nacht und ein paar Moskitos haben mich auch erwischt. Dafür ist das Wetter wunderschön, das Meer rauscht nur wenige Meter weit entfernt und in der Küche wird bereits eifrig das Frühstück vorbereitet.
Wir haben in dem Haus drei Zimmer gemietet, was 135 Dollar pro Nacht kostet, ein gutes Frühstück inklusive. Dabei gönnen wir uns den Luxus von Doppelbetten, um das Geld (bzw. ein klein wenig mehr) können auch drei Pärchen übernachten. Das Haus ist traumhaft in Schuss und mehr oder weniger auf westlichen Standard gebracht. Glücklicherweise gibt es keine Klimaanlage, aber es ist so gebaut, dass die Luft gut durchziehen kann und durch das Makuti-Dach wird eine Art natürliche Klimatisierung erreicht.
Leider muss diese Art von Dach ca. alle fünf Jahre erneuert werden und deswegen können sich nur Reiche ein Makuti-Dach leisten. Alle anderen haben Wellblechdächer.
Die weniger schöne Seite von Jambiani sind die zahlreichen Ruinen, die aus ca. 50 cm hohen Mauern bestehen. Es gibt hier ein Plot-Gesetz, nach dem man ein Grundstück innerhalb einer gewissen Zeit entwickeln (bebauen) muss, weil es sonst dem Staat verfällt. Der Bau von Grundmauern genügt aber scheinbar und so sieht das oft recht trist aus.
Die Straße durch den Ort ist eine Sandpiste, es gibt keine Straßenbeleuchtung, die meisten Häuser haben aber Strom, einige auch Wasser, das angeblich aus einer Höhle kommt, die einige Kilometer entfernt ist. Über Pumpen werden zwei Leitungen bedient, und je nachdem, ob beide Pumpen gerade funktionieren, hat man Wasser oder auch nicht.

Für unser Frühstück und das Haus ist Asya verantwortlich, eine junge Frau aus dem Ort, die immer lustig ist und „Hau di iba d´Heisa“ sagen kann. Wir haben mit ihr ausgemacht, dass wir gerne frische Früchte, Tee, Kaffee, Toast und Marmelade sowie ein großes Omelett mit Zwiebel, Paprika und Paradeiser hätten.

asye.jpg

Bild: Asya in der Küche

Gespeist wird quasi am Strand vor dem Haus. Genau genommen ist das noch nicht der Strand, sondern eine Art erhöhter Terrasse, die aber auch aus Sand besteht plus Kokospalmen und diversen bunten Tropenpflanzen.

früh.jpg

Bild: Thomy kurz bevor er sich ein ordentliches Frühstück reinhaut. Danach lächelt er auch mehr.

Wenn man durch eine kleine Türe und ein paar Stufen hinunter geht, ist man direkt am Strand. Die Flut kommt auch bis zu der kleinen Mauer, die hier alle Häuser haben und ohne die es den Strand hier nicht mehr gäbe. Das liegt am gestiegenen Meeresspiegel (ca. 20 cm seit 1900 und 1,5 cm seit 2014). Die Einheimischen haben vor einigen Jahren die Grundstücke am Strand an Weiße verkauft, weil sie sich den Bau der Schutzmauern nicht hätten leisten können. Sie sind in die zweite Reihe oder noch weiter nach hinten gezogen und deswegen stehen in der ersten Reihe jetzt lauter sehr schöne Ferienhäuser plus ein paar Hotels, etliche weitere sind in Bau.

Kurz gesagt: Es ist paradiesisch schön hier. Der blütenweiße Sandstrand, das luluwarme Meer, die Kokospalmen – und das alles mit nur 1-2 Stunden Zeitdifferenz.

strand.jpg

Bild: Der Strand von Jambiani

Leider sind wir vielleicht die letzten, die dieses traumhafte Haus mieten können. Es gehört einem Wiener Pärchen, die es aber nach 15 Jahren jetzt verkaufen, die ersten Interessenten sind schon in diesen Tagen zur Besichtigung gekommen. Der kolportierte Preis ist übrigens 150.000 Dollar, eigentlich ein Schnäppchen, da sich das Haus in erstklassigem Zustand befindet und 5 Schlafzimmer hat, jeweils mit Bad.

Der Sandstrand selbst ist ca. zwanzig Kilometer lang und hat ein vorgelagertes Hausriff, das leider vor ein paar Jahren durch den El Ninjo hart getroffen wurde. Die meisten Korallen sind durch die Korallenbleiche zugrunde gegangen. Dazu morgen noch mehr.

Wir lassen uns das Frühstück gut schmecken und beschließen, an diesem Tag einfach herumzuhängen. Dafür bieten sich einige Strandliegen an, die unter Schirmen aus Makuti-Dach stehen, oder auch die praktische Hängematte, die ich gleich in Beschlag nehme. Hier ist alles auf relaxen ausgelegt und das nehmen wir nach der anstrengenden Safari gerne in Anspruch.

hammock.jpg

Bild: Die Hängematte

matten.jpg

Bild: Die Liegen im Vorgarten

Nur herumhängen und lesen (Thomy schafft ein ganzes Buch) wird aber auch fad und so beschließen wir einen kleinen Strandspaziergang. Ich schmiere mich dazu mit Sonnencreme ein, was ich hasse, weil das Zeug den ganzen Tag an mir klebt und wenn dann noch der Sand dazu kommt… nein, das werde ich nie mögen, aber jetzt gibt es leider keine Alternative.
Es ist Mittagszeit und unglaublich heiß. Deswegen sind wir auch die einzigen Idioten, die einen Strandspaziergang machen. In der Ferne ziehen ein paar Gewitterwolken auf, die allerdings auch dort bleiben, zumindest vorerst.
Jambiani ist ein mehrere Kilometer lang gezogener Ort, am Strand befinden sich kleine Restaurants, Privathäuser und Hotels bzw. Lodges. Einige davon haben ein Swimmingpool, insgesamt wirkt es jedoch nicht sehr entwickelt, wobei sich in den letzten Jahren sehr viel getan hat. So wurde etwa die Asphaltstraße erst vor kurzem bis nach Jambiani geführt, davor war es wesentlich schwerer zu erreichen.
Am Strand finden sich ebenfalls ein paar Ruinen, darunter das älteste Hotel im Ort, das angeblich von seiner Struktur veraltet war und somit nicht mehr funktioniert hat.

Als wir zurückkommen treffen wir Juma, der gerade von seinem Rennrad steigt. Er hat ein T-Shirt vom Sport Nora in Hernals und ich bin gespannt, wie es dazu gekommen ist.
Juma ist eine Art Trainer, der hier in Sansibar Radfahrer trainiert, vor allem Jugendliche. Und er war schon ein oder zwei Mal in Österreich bzw. hat auch eine Tour durch Europa gemacht.
Er ist ein lustiger Kerl, der eines der Zimmer bewohnt und meistens 2-3x am Tag trainieren geht.

juma.jpg

Bild: Juma, mit echter Hernalser Kopfbedeckung

Was er genau arbeitet und womit er sein Geld verdient, habe ich leider nicht eruieren können, aber er ist hier geboren und lebt zumindest jetzt hier. Bei seinem Österreichbesuch war er Teil einer Gruppe von Rennradfahrern, die sich regelmäßig bei der Löwenbrücke (heißt in Wien auch „Schemerlbrücke“) in Döbling treffen und von dort aus Trainingstouren fahren, bis zu 200 Kilometer an guten Tagen. Sie haben das Motto „wir warten auf niemanden“ und somit war klar: wer abreisst, ist weg.
Juma kannte damals keine Berge und irgendwann war er es, der zurückblieb. „Ich war ziemlich fertig“ meinte er. Da er sich in der Gegend (westlicher Wienerwald) nicht auskannte, wollte er irgendwie zurück nach Wien finden – dass er dorthin musste, wusste er. Also fuhr er einfach drauflos bis er ein Schild fand, auf dem „Wien“ geschrieben stand.
Er folgte dem Schild und fuhr auf die große Straße, höchst erfreut, wie gut und schnell diese zu befahren war. „Ich bin noch nie in meinem Leben so schnell mit dem Rad gefahren, die Straße war perfekt dafür“ meinte er. Und er wurde auch ständig von Autofahrern angefeuert, die beim Überholen das Fenster runterkurbelten und ihm etwas zuschrieen.
Nach einiger Zeit kam dann ein Auto, das ihn abstoppte. Das stellte sich als eine Polizeistreife heraus, die von ihm wissen wollte, was zum Teufel er hier machte.
„Ich habe meine Radgruppe verloren und fahre jetzt zurück nach Wien“ meinte Juma. Er wurde dann aufgeklärt, dass er sich auf der Autobahn befände und dass das verboten sei. „Ich fahre immer auf der besten Straße, die es gibt. Bei uns in Sansibar machen das alle – Mopeds, Ochsenkarren, Lastwägen und natürlich auch Radfahrer.“
Die Überholenden hatten ihn wohl doch nicht angefeuert – diese Erkenntnis kam Juma dann auch recht bald. Die Polizeistreife googelte dann nach dem Irren, der angeblich Radfahrer wäre, da sie ihn mangels Ausweis nicht ordentlich kontrollieren konnten. Nachdem klar wurde, dass seine Geschichte stimmt und einer der Polizisten auch schon einmal auf Sansibar Urlaub gemacht hatte, bekam er keine Strafe und wurde außerdem noch von der Polizei bis zur nächsten Ausfahrt eskortiert.
„Ich mag Österreich“ meinte Juma und ich wusste, dass ich wieder eine gute afrikanische Geschichte gehört hatte.
Juma wirkt ein wenig naiv, das hat aber damit zu tun, dass das Leben in Österreich so gänzlich anders abläuft als in Sansibar. Eines Tages ging Juma zum Billa einkaufen. Er sammelte die Ware in seinen Korb und ging zur Kassa. Die Kassiererin scannte alles ein und dann erschien der Preis von 19,50 Euro am Display.
Juma zog seine Börse und meinte, er wäre bereit 6 Euro zu bezahlen. Die Dame an der Kassa war erstaunt und entgegnete, dass das ein fixer Preis sei und nicht verhandelbar. Also bot ihr Juma 8 Euro, um noch ein wenig erhöhen zu können (er hatte 10 Euro eingesteckt).
Irgendwann wurde ihm klar, dass das so nicht funktioniert und dass er wohl nur das mitnehmen kann, was dem Wert von 10 Euro entspricht. In Sansibar läuft das nun einmal anders, da muss man immer bei allem verhandeln.

Es gibt in Jambiani nur ganz wenig Infrastruktur, eine Handvoll kleiner Läden, in denen man das Allernötigste für den Haushalt kaufen kann, auch Fruchtsäfte, die wir dringend brauchen um unsere Sundowner zu mixen – wir hatten vorsichtshalber zwei Flaschen Kenya Cane mitgenommen, weil irgendjemand geschrieben hatte, dass man auf der rein muslimischen Insel keinen Alkohol bekäme, zumindest keinen Schnaps.
Die Fruchtsäfte stellen sich als Nektar heraus, also eher wenig Früchte bei eher viel Wasser und Zucker, kein Vergleich mit dem, was man in Kenia bekommt.
Bier erhält man in den Restaurants schon, bei manchen steht es aber nicht auf der Karte, weil es offiziell nicht erlaubt ist.

Am Abend besuchen wir ein anderes Restaurant und merken, dass man Fisch scheinbar nur in kleinen Stücken bekommt. Eigentlich wollten wir einen ganzen Fisch essen, den wir uns vorher zeigen und dann zubereiten lassen. Das funktioniert aber aus unerfindlichen Gründen nicht. Fisch ja, ganze Fische nein. Dazu bekommt man Fritten, Reis und Gemüse – alles gut, aber ohne jede Raffinesse. Ich finde das schade, denn die Speisekarten sind leider sehr westlich orientiert und ich hätte gerne das, was die Einheimischen essen.
Zumindest heute sollte ich dazu leider keine Gelegenheit bekommen.

Wieder in Afrika – Tag 12

Ich bin auch ohne Wecker wach, bereits um vier Uhr, genauso wie Philipp und Thomy. Wir haben bereits alles gepackt und ich marschiere ein paar Meter nach vor zum Schranken, wo der Taxifahrer bereits auf uns warten müsste.
Tut er aber nicht – okay, er hat noch fünf Minuten Zeit. Wobei, so genau darf man das mit der Zeit bei den Afrikanern nicht halten, wie ich ohnehin schon öfter berichtet habe. Andererseits halten sie es am Flughafen sehr genau mit der Zeit und weil es ein „International Flight“ ist, müssen wir zwei Stunden vorher dort sein. Da ich über die „Precision Air“ nicht allzu viel Gutes gehört und gelesen habe, möchte ich lieber kein Risiko eingehen, so à la „der Flug ist überbucht und Sie sind leider zu spät hier“.
Es wäre also sehr fein, wenn der Taxifahrer pünktlich wäre, vor allem, weil er es inzwischen ohnehin nicht mehr ist, denn es ist schon 04:40 Uhr und er ist immer noch nicht da.
Die Securities am Schranken bieten mir einen Platz auf ihrer Bank an, was sehr nett ist, mir aber auch nicht weiter hilft. Also rufe ich den Typen an. Es läutet, dann hebt jemand ab und gähnt in den Hörer. Jemand, der offensichtlich gerade tief geschlafen hat.
Mir schwant Übles und ich frage ihn, wo er bleibt. Nach ein wenig Herumgestottere meint er, dass wir doch erst für morgen ausgemacht hätten.
Meine Stimme wird etwas lauter und ich frage ihn, ob er ein klein wenig deppert ist, denn es war sicher nie von morgen die Rede.
All das hilft uns aber jetzt nicht weiter. „Wann kannst du da sein?“ ist die entscheidende Frage, denn das hängt davon ab, von wo er wegfährt.
Er meint, dass er in zwanzig Minuten hier wäre.
Ich weiß nicht, ob ich ihm das glauben kann und bestehe noch darauf, dass er blitzschnell ist und tatsächlich nur zwanzig Minuten braucht.
Die Securities grinsen und meinen, 20 Minuten können auch eine Stunde sein, oder so. Und sie fragen mich, ob ich nicht ein Uber rufen könnte. Da ich nicht einmal wusste, dass es in Nairobi Uber gibt, fällt diese Möglichkeit flach und ich überlege fieberhaft, welche Alternativen wir noch hätten, während Minute um Minute vergeht.
Unser Torwächter in den Lake View Studios meint, er hätte auch noch 2-3 Nummern von Taxlern, aber die würden ebenfalls 20 bis 30 Minuten brauchen um herzukommen. Das hilft mir auch nicht weiter, genauso wenig wie die beruhigenden Worte des Torwächters, dass sich das alles schon noch irgendwie ausgehen würde.
Entspannt ist anders, und das alles zur wohl denkbar schlechtesten Gelegenheit. Ich beschließe mich einfach in das Schicksal zu fügen und zu hoffen, dass der Fahrer tatsächlich bald auftaucht.
Ein Auto biegt unten von der Hauptstraße ab und kommt zu uns herauf. Ich will schon jubeln, da meinen die Securities, dass das leider nicht mein Taxi wäre.
Also weiter warten. Minuten verrinnen. Es ist 05:10 und um 05:30 müssen wir am Flughafen sein. Das geht sich nicht mehr aus.
Plötzlich noch ein Auto – und tatsächlich, das ist unser Fahrer. Ich überlege, wie heftig ich ihn schimpfen soll, damit er einerseits genügend Gas gibt und andererseits nicht zu waghalsig fährt.
Scheinbar treffe ich die richtige Mischung und wir starten los. Glücklicherweise sind die Straßen um diese Zeit komplett frei und wir sind in wenigen Minuten unten am Uhuru Highway, den der Taxler mit 120 nimmt – mitten in der Stadt, wohlgemerkt.
Auch die Schnellstraße zum Flughafen ist relativ unbefahren und der Taxler schlängelt sich zwischen LKW und dem einen oder anderen unbeleuchteten Ochsenkarren durch, alles mit einem gepflegten Hunderter.
Dann kommen wir zum Flughafen und ich sehe eine Art Mautstelle mit 5-7 Schaltern, an denen je eine Kolonne steht. Der Fahrer erklärt uns, dass wir hier aussteigen und durch eine spezielle Kontrolle gehen müssten. Nur der Fahrer darf im Auto bleiben.
Das ist neu und damit habe ich nicht gerechnet, andererseits haben wir bei der Fahrt gut Zeit aufgeholt.
Wir hirschen durch die Kontrolle, steigen wieder ein und fahren zum Check-in. Dann funktioniert glücklicherweise alles weitgehend reibungslos, zumindest für kenianische Verhältnisse. Gezählte sechs Passkontrollen später haben wir es geschafft und sind im Abflugbereich.
Wir haben noch fast zwei Stunden Zeit und investieren die letzten Kenia-Shillinge in ziemlich trinkbaren Kaffee der inzwischen sehr weit verbreiteten Kaffeehauskette „Java“, vergleichbar mit unserem Starbucks, nur afrikanischer. Immer wieder spannend ist die unglaubliche Vielfalt an schrägen Typen, die hier herumsitzen. Vom Käptn Iglo in voller Safarimontur über dicke Mammies mit noch dickeren Kindern bis zu einer großen Menge an Chinesen, die wohl in diesen sterilen Fabriken arbeiten, die wir des öfteren gesehen haben. Man hat das Gefühl alle schrillen Vögel dieser Welt sind am Jomo Kenyatta Airport in Nairobi, und zwar immer dann, wenn wir gerade fliegen.

Tatsächlich fliegen wir mit Kenyan Airways, weil es sich hier um einen Codeshare-Flug handelt, der leider nicht direkt nach Sansibar geht, sondern eine Zwischenlandung am Kilimanjaro-Airport einlegt.
Das stört uns aber nicht, denn jetzt sollte nichts mehr schief gehen und ob wir ein wenig länger brauchen oder nicht, ist egal.

Der Flug verläuft angenehm, Kenyan Airways erweist sich als eine durchaus brauchbare Fluglinie, zumindest bei diesem Linienflug.
Nicht ganz so angenehm ist der Blick auf den Kilimanjaro, denn was ich befürchtet habe, ist Fakt geworden: Kein Eis mehr auf einem der schönsten Berge der Welt.

kili.jpg

Bild: Der Kili ist nahezu eisfrei

Schon vor elf Jahren, als ich das letzte Mal oben war, war die verbliebene Eismenge der wenigen Gletscher bereits enorm geschrumpft, aber jetzt sind nur mehr winzige Reste zu erblicken.
Angesichts dieser Entwicklung der Klimawandel zu leugnen kann wirklich nur mehr Fanatikern einfallen. Nun könnte man ja sagen: wurscht, wozu braucht man einen Gletscher? Leider hat die Entwicklung verheerende Folgen für das Umland des Kili, das von seinen Wasservorräten am Leben gehalten wird: Land- und Forstwirtschaft, genau genommen die wirtschaftliche Existenz von sehr vielen Menschen. Ohne Gletscher wird sich hier alles verändern und zwar ziemlich schnell.
Mir ist klar, dass auch mein CO2-kompensierter Flug zu dieser Entwicklung beiträgt, diskutieren kann man maximal über das „wie viel“. Vielleicht sollte man die CO2-Kompensation einfach auf alle Flugpreise drauf schlagen, bei den Witzpreisen, zu denen man heute überall hin fliegen kann, wäre das absolut angemessen. Ob das wirklich was hilft, kann ich auch nicht sagen, es würde aber zumindest ein Bewusstsein wecken und vielleicht fragen sich dann manche, ob man wirklich für den Einkauf eines Kleides nach New York fliegen muss.

Der Aufenthalt am Kilimanjaro-Airport ist kurz und trotzdem versäume ich die Gelegenheit auf´s WC zu gehen. Als wir zur Startbahn rollen, drückt es schon ordentlich (jaja, der Cappuccino…) und ich rechne mir aus wie lange es dauern wird, bis die Reiseflughöhe erreicht wird und ich mich erleichtern kann.
In der Kenyan Airways sehen sie die Vorschriften allerdings eher locker und das Anschnallzeichen erlischt noch während wir im vollen Steigflug sind. Ich pinkle zwar etwas schief, aber das ist mir egal.

Dann das Meer und kurz danach Sansibar. Wir fliegen mitten über die Stadt und es ist gut zu erkennen, wie unglaublich verhüttelt Sansibar Town ist, von oben sieht man eine wahre Wellblechdach-Orgie.
Der Flughafen ist winzig und wir marschieren vom Flugzeug zur Ankunftshalle, die tatsächlich aus genau einer Halle besteht, mit drei Gepäckbändern und ein paar gelangweilten Securities.
Einer ist sogar so gelangweilt, dass er vergisst von Thomy die 50 Dollar Visumgebühr zu kassieren und so sparen wir gleich zu Beginn wieder etwas Geld. Eigentlich ein netter Empfang, denn man braucht zur Einreise eine gelbe Impfkarte, die ich nicht habe. Aber auch das sehen die hier locker, die Impfkarte von Thomy reicht für uns beide.
Trotz der Nähe zum Meer ist es hier unfassbar heiß, ich schätze so um die 40 Grad. Draußen vor der Halle wartet schon Pandu, unser Fahrer. Vorher marschiere ich aber noch zum Office von Precision Air, um zu fragen, ob wir nicht doch die doppelt gebuchten Flüge zurückerstattet bekommen könnten.
Das Büro ist gut klimatisiert und mir wächst eine Kältefaust ins Gesicht. Die Dame von Precision Air ist sehr nett, kann mir aber auch nicht weiter helfen. Aber sie gibt mir die Telefonnummer eines Kollegen, den ich anrufen soll. Ihm könnte ich meinen Fall schildern und er wäre genau der Richtige.
Wir ziehen von Dannen, ducken uns erfolglos vor der Hitzefaust im Freien und noch einmal vor der Kältefaust der Air Condition in unserem Bus.

Pandu ist ein witziger Typ und wird die nächsten Tage unser Fahrer sein. Sein Automatik-Minibus ist top gepflegt und ich bin mir nur nicht sicher, ob ich die Klimaanlage mag. Einerseits ist es unglaublich heiß, andererseits weiß ich, dass ich Klimaanlagen nicht vertrage. Manchmal hol ich mir eine Verkühlung schon nach wenigen Minuten. Ich kann es Thomy und Philipp aber nicht antun das Abschalten der Klimaanlage zu verlangen.
Wir fahren durch Sansibar Town und bleiben beim Gemüsemarkt stehen, um für die nächsten Tage Obst und Gemüse für unser Frühstück einzukaufen. Pandu fragt uns, was wir gerne essen und kauft das dann frisch ein.

obst.jpg

Bild: Bunte Farben an einem der Gemüse- und Obststände

tuna.jpg

Bild: Frischer Thunfisch

Danach fahren wir Richtung Süden und halten nur noch kurz um Geld zu wechseln. Das spielt sich genau so ab, wie man es sich vorstellt. Pandu schleppt uns in eine dunkle Gasse in ein noch dünkleres Geschäft, in dem ein wirklich dunkler Typ sitzt, eine Art Padrone. Bei ihm kann man nicht nur alle möglichen Waren einkaufen, sondern auch Geld wechseln, mehr oder weniger offiziell. Rechnung gibt es keine, aber wir bekommen einen ganz guten Kurs und Pandu wird schon irgendwie mitschneiden.
Es geht weiter und Philipp bekommt das erste Mal feuchte Augen. Egal wohin er schaut – hier fahren überall Unmengen an LML-Rollern herum. Dazu muss man wissen, dass Philipp selbst LML-Händler ist (ihm gehört das Rollerkabinett in der Kreuzgasse in Währing). Sansibar stellt sich als der Traum aller LML-Händler heraus, auf dieser kleinen Insel wurden wahrscheinlich mehr Roller verkauft als in ganz Europa zusammen. Pandu gibt uns später die Info, dass so eine LML hier als Neufahrzeug 1.000 Dollar kostet. Bei uns ist man mit 2.500 Euro dabei, bekommt dafür allerdings Getrenntschmierung und vorne eine Scheibenbremse.

lml.jpg

Bild: Ein paar von einer gefühlten Million LML-Roller

Sansibar ist komplett flach, die größte Erhebung wird ca. 30 Meter hoch sein. Die Insel ist ausgesprochen fruchtbar und wir fahren auf einer sehr gut ausgebauten Straße in den Süden nach Jambiani, einem Küstenort im Südosten, der uns von mehreren Freunden wärmstens empfohlen wurde. Die Fahrt dauert ca. eine Stunde und kostet uns 50 Dollar.
Dafür bekommen wir von Pandu auch jede Menge wertvolle Informationen und haben eine recht entspannte Fahrt, unterbrochen nur durch eine kurze Pause.

pause.jpg

Bild: Wir halten um ein klein wenig Stoffwechsel zu betreiben: Pinkeln im Wald, eine King-Coconut bei einer netten Verkäuferin am Straßenrand.

Schon im Verkehr zeigt sich, dass die Menschen in Sansibar ziemlich relaxed sind, man fährt nicht aggressiv und rast auch nicht wie bei uns. Bis auf einen kleinen Stau im Zentrum der Hauptstadt hält sich der Verkehr auch sehr in Grenzen. Viele grüßen einander und Pandu dürfte mit allen Polizisten der Insel gut befreundet sein.
Jambiani selbst ist ein interessanter Ort, der aus zwei Teilen besteht – die Häuser in der ersten Reihe am Meer gehören Weißen und sind meist sehr schön mit den berühmten Makuti-Dächern (Palmblätter auf Holzdachstuhl, alles sehr luftig), dahinter sieht es nicht sehr schön aus.
Unser Haus ist ein Traum und wir befinden uns schlagartig im Tropenparadies. Davon werde ich morgen noch mehr berichten.

Am Abend stehen wir noch vor dem Problem, wohin wir essen gehen sollen bzw. können. Wir befinden uns bereits in der Nachsaison und viele Restaurants haben geschlossen oder sehr eingeschränkten Betrieb. Wir entscheiden uns für ein Hotel, dessen Restaurant im 1. Stock liegt. Sie haben kaltes Bier und eine reichhaltige Speisekarte. Ich wähle Lobster Thermidor, den ich seit vielen Jahren nicht gegessen habe. Das kostet 22.000 Tansania-Shilling, was umgerechnet 10 Euro sind, das Bier kostet dafür 2 Euro – was für ein Verhältnis!

lobster.jpg

Bild: Lobster Thermidor – die Portion ist nicht sehr groß, der Preis auch nicht.

Als wir gegen 22 Uhr nach Hause gehen, ist am Strand bereits Ebbe und wir können gemütlich bis zu unserem Haus wandern. Der erste Eindruck von Sansibar und Jambiani ist ein sehr guter und als Tagesabschluss weht auch noch ein kräftiger Wind, der böse Gedanken und die größte Hitze plus die Moskitos vertreibt (auf Sansibar gibt es sowieso keine Malaria), quasi als Gute-Nacht-Geschenk, das wir gerne annehmen.

Wieder in Afrika – Tag 11

Heute ist ein fotofreier Tag, über den es generell nicht allzu viel zu berichten gibt.

Putzen ist angesagt. Also fahren wir nach dem Frühstück zu Louis, denn der hat einen Kärcher um den Toyota vom Schlamm zu befreien. Innen befindet sich zwar kein Schlamm, dafür ist alles mit einer dicken Staubschicht überzogen. Wir müssen das nass eingepackte Zelt aufstellen, putzen, trocknen und wieder zusammenpacken. Das Gleiche gilt für die gesamte Campingausrüstung und das ist eine Menge Arbeit. Wir wollen das Zeug für die nächsten Safarigäste in ordentlichem Zustand zurück lassen.
Es ist wieder sehr heiß und wir kommen ordentlich ins Schwitzen. Thomy und Philipp kümmern sich um das Zelt und das Geschirr, während ich mit dem Gärtner von Louis zur nächsten Tankstelle fahre um den Toyota voll zu tanken. Dort gibt es blöderweise gerade keinen Diesel, also fahren wir an den Stadtrand zur nächsten, wo wir auch fündig werden. Zusätzlich holen wir Benzin für den Generator, den wir brauchen um den Kärcher betreiben zu können.
Eigentlich ist das alles nicht so kompliziert, dauert in Summe aber doch einen ganzen Tag, denn der Kärcher ist aufgrund des schwachen Wasserdrucks brustschwach und Marion wäscht zuerst die dünnen Sachen und erst später die dicke Safarihose, die viel länger zum Trocknen braucht. Dazwischen gibt es einen Power-Cut und die Waschmaschine tut drei Stunden lang gar nichts.
Das ist insofern nicht tragisch, weil die afrikanische Äquatorsonne auf 1.700 Metern Seehöhe ordentlich anreisst und außerdem noch etwas Wind weht. Der Wäsche kannst du da beim Trocknen zuschauen.
Am Nachmittag kocht uns Marion noch ein fantastisches afrikanisches Essen und enthebt uns somit der Frage, ob wir am Abend noch groß essen gehen müssen. Wir müssen den Toyota noch an Helge abliefern, unserem ehemaligen Mieter in Lake View, der zwar unser Haus nicht mehr gemietet hat, dafür aber noch den Toyota. Er hat die letzten drei Tage einen alten Pajero von Louis bekommen, möchte jetzt aber noch für die restlichen Wochen, bis er nach Deutschland zurück geht, den Toyota haben.
Wir treffen uns mit ihm auf einen netten Drink und tauschen die Autos. Mit dem Toyota sind wir insgesamt 1.300 Kilometer gefahren, ohne eine einzige Panne.
Dann fahren wir mit dem Pajero ins Sarit Center, um im daneben gelegenen Blue Market Philipp die Möglichkeit zu geben Souvenirs einzukaufen.
Außerdem brauchen wir noch Kenia-Shilling um die höhere Quartiermiete bezahlen zu können, denn die nehmen keine Dollar.
Der Blue Market ist eine spannende Sache. Es gab ihn bis ca. 1996 im Stadtzentrum und dort habe ich 1992 meine erste Makonde (ostafrikanische Ebenholz-Schnitzerei) gekauft. Später wurde er dann warm abgetragen, weil Spekulanten den wertvollen Platz mitten in der City haben wollten und auch bekamen. Der Markt ist nach Westlands übersiedelt und befindet sich immer noch dort. Er besteht aus lauter keinen Buden, in denen mehr oder weniger das Gleiche verkauft wird: Seifenstein-Schnitzereien, Drahtspielzeug, mehr oder weniger antike Masken, jede Menge Holztiere, T-Shirts, Stoffe und jede Art von Touristenklumpert, die man sich vorstellen kann.
Ich habe dort viele Jahre lang Makonde eingekauft, heute gibt es aber keine echten Schnitzereien mehr, sondern nur billige Kopien. Lustigerweise hat sich eine der Verkäuferinnen an mich erinnert, was ich nicht erwartet hätte, meine letzte schöne Makonde habe ich vor über zehn Jahren dort gekauft.

Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig meine Gepäckkiste fertig zu packen, denn der amerikanische Mieter bei uns im Haus möchte um 17 Uhr wegfahren. Das ist für mich sehr wichtig, denn ich habe mein gesamtes Safarigepäck in einer Kiste und da jedes Mal neue Sachen dazu kommen und andere weg, muss ich eine genaue Liste führen. Wenn ich in ein oder zwei Jahren wieder komme, soll alles sauber und trocken überdauert haben.
Ich freue mich, dass wir ab jetzt nur mehr leichtes Gepäck haben, denn in Sansibar brauchen wir nicht viel mehr als eine Badehose und ein T-Shirt.

Dann ist der Tag auch schon wieder vergangen und wir gehen noch auf ein Gin Tonic oder zwei ins Zen Garden. Das ist ein Luxusrestaurant gleich um´s Eck, wo sich die NGO-High-Society und sonst noch Business-Leute aus aller Welt treffen.
Ich habe mit dem Taxifahrer, der uns vom Flughafen nach Lake View gefahren hat, ausgemacht, dass er uns morgen um 04:30 abholt, weil wir rechtzeitig am Flughafen sein müssen. Die Nacht wird also eher kurz.

Wieder in Afrika – Tag 10

Was, wir müssen schon wieder fahren? Hier könnte ich noch ewig bleiben. Leider geht das nicht und nach einem ordentlichen Frühstück packen wir zusammen, um nach Nairobi zurück zu fahren.
Wir haben uns jetzt mehrere Tage ohne Fleisch ernährt, aber heute gibt es (die letzten) Eier mit Speck. Schließlich haben wir eine lange Fahrt vor uns.
Wir achten penibel darauf nichts und schon gar keinen Müll am Zeltplatz zurück zu lassen.

frühstück.jpg

Bild: Das letzte Frühstück im Busch – mit allem, was man braucht.

diezwei.jpg

Bild: Thomy und Philipp nach dem Frühstück. Zeit für den Aufbruch.

Um 08:35 starten wir das letzte Mal aus unserem Galeriewald hinauf auf die Plains, und biegen auf die „Ashnil Road“ ein, die uns zur Keekorok Lodge bringt und dann zum Parkeingang.

Doch dann beschließt die Mara uns noch ein Abschiedsgeschenk zu machen. Ganz plötzlich stehen neben der Straße ein paar Fahrzeuge und wir sehen ein Löwenrudel, das einen Büffel gerissen hat. Das ist ein wirklich schönes Abschiedsgeschenk und es macht sich wieder einmal bezahlt früh genug aufgebrochen zu sein, denn jetzt haben wir noch ein wenig Zeit um die Löwen – darunter zwei prachtvolle Männchen – beobachten zu können.

löwen1.jpg

Bild: Der Riss ist schon ziemlich abgenagt, aber ein wenig herumkauen können die Löwinnen noch.

löwen2.jpg

Bild: Das Männchen darf zuerst fressen, nachdem die Löwinnen die anstrengende Arbeit der Jagd erledigt haben.

marabu.jpg

Bild: Ein Marabu und ein Geier warten darauf auch einen Rest abzubekommen. Im Hintergrund einer der Baum-Kämpfer und auf der dunklen Anhöhe links im Hintergrund befindet sich die Mara Serena Lodge, eine der drei alten Lodges, die uns immer als gute Orientierungsmarke dient, um bei den vielen Wegen die richtige Richtung einschlagen zu können.

Dann geht es weiter Richtung Parkgrenze. Die Fahrt verläuft problemlos, wir bezahlen die Tage, die wir länger geblieben sind und machen uns wieder auf die Staubduschen gefasst, die wir bekommen werden.
In Narok wird getankt und wir kaufen ein paar Somosas als kleines Mittagessen. Die Fahrt zum Rift Valley verläuft ebenfalls ohne Zwischenfälle, ab Narok ist die Straße wirklich exzellent ausgebaut, nur einmal müssen wir ausweichen, weil ein Tanklastwagen umgestürzt ist und die gesamte Straße blockiert. Anders als in Europa bauen sie hier nur selten Serpentinen, bei den meisten Steigungen geht die Straße einfach gerade den Berg hinauf. In Verbindung mit den technisch oft nicht gerade sicheren Fahrzeugen bedeutet das viele schwere Unfälle, weil Federn oder Stoßdämpfer brechen oder Bremsen verglühen. Es hat sich zwar etwas gebessert, dafür sind viel mehr Autos unterwegs als früher.

Auch das Rift Valley hat sich verändert. Früher gab es hier Gazellen, Zebras und Giraffen, heute stehen chinesische Fabriken herum. Man versucht auch Ackerbau, aber die Dornstrauchsavanne ist dafür nicht geeignet und so fließt zwar enorm viel Entwicklungshilfegeld in verschiedene Projekte, es kommt aber nichts dabei heraus, außer dass die Landschaft kaputt gemacht wird.

Wir fahren die steile und kurvige Straße hinauf in die Uplands, wie immer ist hier enorm viel Verkehr, vor allem die schweren LKW bilden lange Kolonnen, die schwierig zu überholen sind.

rift.jpg

Bild: Die gefährliche Straße hinauf in die Uplands

Irgendwann sind wir oben angekommen und brauchen nur noch den Waiyaki-Way bis nach Lake View fahren. Um 15 Uhr sind wir da und freuen uns, dass die letzte lange Autofahrt zu Ende gegangen ist.
Wir checken wieder in den Lake View Studios ein und müssen erfahren, dass wir nur zwei Zimmer bekommen haben. Das war das letzte Mal auch so, nur standen in einem der zwei Zimmer zwei Betten. Jetzt haben wir in jedem Zimmer ein Doppelbett mit einer Decke. Das geht gar nicht und nach einigem Herumwurschteln bekommen wir dann doch wieder das Zimmer, das wir vor einer Woche hatten. Nur ist es jetzt deutlich teurer, was ich aber erst am nächsten Tag erfahre. Auch das ist Afrika.
Wir hauen uns noch ein üppiges und gar nicht schlechtes Essen bei einem Inder rein, sind dann aber zu müde um noch nach Westlands in eine Bar zu fahren. Morgen ist auch noch ein Tag.